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Mai 2025




Publikumsliebling und Kammersänger: Leander De Marel - eine Hommage

Das Urgestein musiktheatralischer Freude am Eduard-von-Winterstein-Theater Annaberg, Leander De Marel, hatte nicht nur einen runden Geburtstag, sondern gleich noch zwei Bühnenjubiläen zu feiern. In einer einmaligen Theater-GALA feierte er sich und ihn das Publikum von Herzen.

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Hat viel zu feiern: Leander De Marel. Foto: E. Figura

Der Publikumsliebling wurde zum Höhepunkt des Abends mit dem seltenen Titel „Kammersänger“ geehrt, was seine unzähligen Leistungen würdigt und das Theater ziert. Zu Walpurgisnacht 2025 lud das Ensemble zu einer besonderen Feier ins Theater. Leander de Marel Bassbariton in Oper, Operette, Musical, Entertainer, Komödiant und Interpret von Kästner bis Tucholsky und was das Publikum sonst noch gerne sah und hörte, feierte seinen 70. Geburtstag, sein 50-jähriges Bühnenjubiläum und seine 45. Spielzeit am Annaberger Theater. Das Haus war ausverkauft von erwartungsvollen Menschen. Man erwartete, das der elegant-bewegliche  „Greis“ im Sessel genüsslich ein Programm mit vielen Elogen über sich ergehen lassen würde. Nix da, er gestaltete seinen Abend selbst, nur unterbrochen durch Fragen vom Chefdramaturgen.

Leander de Marel, eigentlich Lutz Jackisch, wurde 1955 in Leipzig geboren. Er wuchs bei Pflegeeltern in Zeitz auf und noch jung, gleich nach einer Berufsausbildung, zog es ihn zum Theater. Auf Empfehlung eines Bekannten studierte er eine Arie ein und wurde auch gleich engagiert. Sein bewegliches Talent, seine schlanke Figur, bis heute ! und damals dunklen Locken taten ihr Übriges. Studiert hat er dann trotzdem noch. Über mehrere Stationen, nicht allzu viele, u.a. Senftenberg und Gera kam er nach Annaberg und fühlte sich hier wohl, blieb dann gar 45 Jahre im Erzgebirge und war auch auf den Greifensteinen auf allen Felsen unterwegs. Mit vielen heiteren Anekdoten, Missgeschicken, Versprechern unterhielt er das Publikum. So fragte er ins Publikum, wer wohl noch damalige Darsteller und Sänger aus seiner Anfangszeit kenne, wie Jochen Hellwig, der komödiantische Tausendsassa und Oberspielleiter Operette/Musical, oder Mathilde Rosenau, verh. Raboldt, die häufigste Rösselwirtin aller Zeiten, heute 94 Jahre. Grüße von hier! Oder das über Jahre singende Ehepaar Baehr, Jochen Ufer oder der Tenor Charly Krause... Viele kannten noch Viele.

Im Bühnen-Hintergrund wurden aus den vielen Jahre Fotos eingeblendet, dazu scherzte de Marell über sein aktuellen Bascaps, die er anstelle von Haaren nun auf der Glatze platziert. Natürlich wurde musikalische Kostproben oder auch „Geschenke“ von Kollegen des Ensembles vorgetragen. So dekorierte Bettina Grothkopf, 1. Sopranistin, singend als Rösselwirtin de Marel mit Requisiten Kaiser Franz Joseph I., -Uniformrock, nicht kleben wollendem Backenbart und Federhelm. Der Bariton Jacob Hoffmann, aktueller Barbier von Sevilla, sang gekonnt die rachenreißende Barockarie aus Händels „Ezio“, die de Marell einst ebenfalls gesungen hatte und damals das rechte Ende nicht fand. Übrigens: Für schwerer ansprechende tiefe Männerstimmen schwierig zu singende Kost. Maria Rüssel, Mezzosopranistin, gestaltete filigran eine Arie von Vivaldi, bevor es in die heitere Zonen ging. Zsófia Szabó gab eine kleine dramatische Meisterleistung beim Vorsingen vor einem Intendanten per Telefon, László Varga sang eine prächtige „Farbe“ aus dem Musical „Aladin“. Vom Schauspiel gratulierte der oft Genre übergreifend Udo Prucha und spielte zusammen mit Leander Sketsche von Herricht und Preil.

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Leander De Marel in einer seiner Paraderollen als Räuber Hotzenplotz auf den Greifensteinen. Foto: Theater Annaberg

So nebenbei sei bemerkt, das der klangvolle Künstlername „Leander“ wohl aus Shakespeares Sommernachtstraum stammte und „Marel“, die Anfangsbuchstaben der Vornamen seiner Kinder sind. Eine Tochter hatte ihm zu Beginn des Abends Blumen überreicht. Mitglieder des Opernchores überraschten mit dem bekannten Katzenduett von Gioachino Rossini, bevor Varga Tevje aus „Anadevka“ sang und Leander de Marel dazu holte, der diese Rolle umjubelt gleich in zwei Inszenierungen gestaltet hatte. Am Schluss sangen 4 Tevjes auf der Bühne. Immer in anderer Spielhaltung habe er damals die Rollen gegeben, so de Marel, erst kraftvoll, dann gefühliger mit mehr „Altersklugkeit“. Ronny Wiese spielte dazu wieder unnachahmlich das Klarinettensolo. Begleitet wurden die musikalischen Darbietungen am Flügel von Dieter Klug, 1. Kapellmeister und amtierender GMD, sowie Studienleiter Friedrich Winter. Leander kann´s und auch wenn seine Stimme nicht mehr die Strahlkraft früherer Zeiten hat, so kreiert er stets mit meisterlichem Empfindungsreichtum, gibt der kleinsten Rolle Gehalt, Spaß und Emotion. Baritonale Klänge sind dabei inklusive und in den „Jedermann“-Aufführungen am Unteren Kirchplatz gab er aus dem OFF sogar dem lieben Gott seine klare Sprechstimme

„Barfuß oder Lackschuh“, - ein erfülltes Künstlerleben fand seinen vorerst größten Höhepunkt als am Ende des begeisternden Abends der Intendant Moritz Gogg mit Blumen und die Beigeordnete des Erzgebirgischen Landrates, Frau Anke Hamann, die Urkunde mit der Ernennung zum „Kammersänger“ für das umfängliche Lebenswerk Leander de Marels übergaben. Nicht nur er hatte Tränen der Rührung, sondern alle und zustimmenden Applaus für einen Künstler, dem keine Rolle zu gering ist und als fairer Kollege allseits hoch geachtet wird. Hochverdient diese bedeutende Ehrung, die indes auch unser Theater schmückt, das in der 132. Spielzeit an Vielfalt des Spielplans und Engagement seiner Darsteller und Sänger seinesgleichen sucht. Und nun beginnt ab Mitte Juni wieder die Greifenstein-Saison und nicht nur die Kinder freuen sich auf den nunmehrigen „Kammer-Räuber“ Hotzenplotz, der die Kinder im 10. Jahr der Rolle wieder „weniger erschrecken“ als unterhalten will...!

E. Figura