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Gegründet 1807
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Februar 2025
Theater in Annaberg: Die "Mords-Freundin" im "Walzerparadies"
Die letzte Vorstellung der Operette „Das Walzerparadies“ vor der Sommerpause und die Kriminalkomödie „Eine Mords-Freundin“ werden vom Publikum begeistert aufgenommen und waren restlos ausverkauft.
Fotos: Theater Annaberg/Dirk Rückschloß
Die Operette „Das Walzerparadies“ von Oscar Straus, der nicht zur gleichnamigen Musiker-Dynastie gehört, aber ebenso in Wien geboren wurde, trägt wie vier weitere seiner Operetten (von 35) den „Walzer“ im Namen. Er ging 1927 nach Hollywood, wo er Erfolge feierte bis nach der Nazizeit. Sein wohl schönster Walzer ist für den Max-Ophüls-Film „Reigen“ (Arthur Schnitzler) komponiert. Die Handlung vom „Walzerparadies“ ist typisch operettig. Der etwas faule Poldi (Richard Glöckner), gelegentlich Ballberichte schreibend, soll nach dem Willen seiner Eltern (Bettina Grothkopf, Jakob Hoffmann) möglichst bald reich heiraten.
Mietzi (Zsófia Szabó) will ihn nicht und umgekehrt. Deren Eltern (Juliane Prucha, László Varga) glauben sie schon unter der Haube. Die jungen Leute, ganz modern, wollen ihre Freiheit und akzeptieren die lukrative Eheschließung, um mit ihren jeweiligen Gspusis (Gaby: Maria Rüssel, August: Vincent Wilke) auf Hochzeitsreise zu gehen und sich später zu trennen. Verwicklungen später, bei denen die Väter sich in Karlsbad vergnügen, verlieben sich die jungen Leute, wie könnte es anders sein?- doch ineinander, HappyEnd!
Der Regisseur und Choreograph Oliver Pauli hat sich lustige Details erdacht, um die Walzer noch zu lockern. Viel Hand- und Fußarbeit ist zu leisten zu der abwechslungsreichen Musik. Am Pult Kapellmeister Dieter Klug oder Markus Teichler, der auch für Neuinstrumentalisierungen aus den Originalpartituren zeichnet, haben die Erzgebirgische Philharmonie Aue wieder in Wallung gebracht. Das Sängerensemble durchweg gut aufgelegt und spielerisch bewegt. Die ersten Stimmen, Bettina Grothkopf, László Varga und Jakob Hoffmann, Letzterer seit zwei Spielzeiten neu am Haus, in Mütter- und Väterrollen kräftig bei Stimmen.
Die jungen Leute sind temperamentvoll dabei: Richard Glöckners Tenor öfters beim Rufen als Singen, Zsófia Szabó selbstbewusst tonführend wie auch die Gaby der Maria Rüssel extemporierend und der Vincent Wilke, selbstüberzeugt. Poldis Freund, der tschechische Gast Ondrej Potucek, wegen der Nähe zum mitspielenden Karlsbad, sehr gut passend, überzeugte. Matthias Hildebrand in vier Rollen ist mit seinem Buffo-Tenor immer noch gut zu besetzen. Der I-Tupfer und Oberkomödiant des Abends aber war mal wieder Leander de Marel als Großvater Domayer, der stets um seine Getränke kämpfen muss und die moderneren Lebensansichten verkündete. Sein Kupplé mit dezentem Bariton vorgetragen, hatte Stil.
Auch wenn die Operette ein in die Jahre gekommenes Genre ist, hat man doch ihre Musik, die liebenswürdigen Lieder, die Leichtigkeit des Seins und die temperamentvollen Darbietungen zu schätzen. In der sparsamen, aber wirkungsvollen Ausstattung von Martin Scherm, konnte gut gespielt werden und die Kostüme waren tanzbar- mit Ausnahme der unmöglichen Perücke von Poldis Mama. Mit Freude wird die „Frosch“ geschmückte Inszenierung in die nächste Spielzeit übernommen.
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„Eine Mords-Freundin“, Komödie von Steven Moffat (Sherlok-Holmes-Serie) hatte erst kürzlich ihre viel belachte Premiere mit dem Schauspiel-Ensemble des Hauses in der Buchholzer Straße in Annaberg. Unter der Regie von Jan Holtappels entwickelt sich die Handlung zu einem turbulenten Nachspiel auf eine amüsante Urlaubsreise. Die verschiedensten Effekte können sich da abspielen mit positiven und wie hier ziemlich überraschenden Konsequenzen: Elsa (Paraderolle für alles Temperament von Gisa Kümmerling) -eine hyperaktive Kontaktnudel auf dem Kreuzfahrtschiff, lädt sich im Anschluss des Urlaubs gleich selbst ins Zuhause von Debbie (Marie-Louise von Gottberg) und Peter (Marvin Thiede) ein. Deren Freundlichkeit schlägt aber ziemlich plötzlich um als sie googeln, dass die korpulente Dame eine mehrfache Mörderin sein soll.
Aber wie wimmelt man, ohne Chaos zu tätigen, diese ab? Man lässt sie zunächst beobachtet gewähren... Das führt dazu, dass die zivilisatorisch verhaltensgestörten Kinder, Sohn Alex (Leopold Peter) und Tochter Rosie (Annalena Oswald) zunehmend Gefallen an den lockeren Sprüchen der Besucherin finden und ihr Verhalten tatsächlich ändern. Der Sohn erwacht aus der Lethargie, die Tochter entwickelt Emotionen. Nur die geplagten, angstvollen Eltern rotieren. Marvin Thiede beschwichtigt und ist für die Gartenwünsche seines Nachbarn (Udo Prucha), einmal nervös gemacht, nicht mehr zugänglich. Prucha in Kilt und Westover, ist von einer penetranten Beharrlichkeit- als „running Gag“ mit tragischem Ausgang. Die Debbie der von Gottberg jagt von einer Verzweiflung in die nächste. Eigentlich weiß man nicht warum, denn die besondere Liebenswürdigkeit der Elsa straft die Google-Infos Lügen.
Das alles in der technisierten Treppen-Deko von Nicole Bettinger (Architektin), zuerst das Schiff, dann die Hauseinrichtung durch Verschiebung charakterisierend. Der Regisseur benutzt Treppen um Gänge und Gangarten zu persiflieren, Toiletten und Duschen zu verstecken. Einzig ein Sofa erinnert an English-Styl. Nur die Gewandungen der Familie ist im rot-dominierten Schottenkaro nicht zu übersehen wie auch die amerikanische Aufmachung der fülligen Elsa. Der Kümmerling gelang bei dieser Hektik des Geschehens alle Spielarten manipulatorischen Verhaltens auszuspielen und schließlich als Siegerin vom Platz zu gehen. Dabei ist sie draufgängerisch, liebenswürdig, unverschämt, frech und anpassend. Die oft gerufenen frivolen Texte (Deutsch von Danijel Elburg) wurden vom Publikum Schenkel klopfend belacht und am Ende beklatscht. Nicht jedem ist jedoch dieser englische Humor Freund, auch wenn die Schauspieler taten, was sie für dieses Metier konnten. Eine Offerte an Lachbedürfnisse in einer Zeit ständig trauriger Informationen aus Politik und Gesellschaft. Wer will´s dem Theater verdenken?!
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Eveline Figura
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