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Annaberger „KAAT-Fasslkuchn“

Ein rätselhaftes, uraltes Erzgebirgs-Gebäck hofft auf seine Wiederbelebung.

Immer wieder kommen Anfragen an unsere Zeitung, was es mit dem so genannten „Fasslkuchn“ auf sich hat? Hier der Versuch einer Antwort:
 

Vielleicht sah er einst so aus,
unser Annaberger KAAT-Fasslkuchn...?

Fasslkuchen (Andere)

Es handelt sich dabei offensichtlich um ein sehr altes Rezept, das schon vor über 300 Jahren hauptsächlich auf der Annaberger KÄT, aber auch auf Kirmesfesten im erzgebirgischen Umland als eine Art großer Keks, Pfefferkuchen oder Oblate angeboten worden sein soll. Letztmalig ist er in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf dem traditionsreichen erzgebirgischen Volksfest gesichtet worden, wie alte Annaberger dem Autor des 1. Erzgebirgischen Kochbuchs „Gutguschn“, Gotthard B. Schicker, im Jahre 1988 erzählten, der das Gebäck dann auch in seine Rezeptsammlung in Form von zwei Rekonstruktionsversuchen aufnahm. Es wird vermutet, dass der Annaberger Salzer-Bäcker das Rezept mit ins Grab genommen hat, denn bei ihm wurde der Fasslkuchn vor ca. 70 Jahren noch gesichtet – sowohl in seinem Laden als auch in der Bude auf der KÄT. ERB-Gerichte_cover (Andere) (2) (Andere)
Im neuen Buch “
ERB-GERICHTE” (5. Auflage), ist der Fasselkuchen nun genau beschrieben und auch nachgebacken worden. Eine spezielle Köstlichkeit...

Ungeklärt ist noch immer die sprachliche Herkunft des Gebäcks. Einmal soll sich der Begriff vom kleinen Faß (Fassl), in dem der Teig zubereitet wurde und längere Zeit reifen musste, herleiten. Andere meinen wieder, dass es sich dabei um ein Fastengebäck (Fastl-, Vasl-Kuchen) handeln könnte und in der Fastenzeit (KÄT als Ausnahme) verkauft worden ist. Zutreffender scheint allerdings die Fassl-Variante zu sein.

Hier folgen zwei Rekonstruktionsversuche des alten Rezeptes, wie sie dem Autor einst überliefert und von ihm nachvollzogen wurden. Vielleicht backt ja der eine oder andere Annaberger Koch, Konditor oder Bäcker dieses rätselhafte Gebäck einmal nach und wir können es zur nächsten KÄT als etwas Besonderes, typisch Erzgebirgisches – vielleicht neben einer Langos-Bude - probieren:

1. Rekonstruktionsversuch:

1 Pfd. flüssiger Waldblüten-Honig wird mit ½ Pfd. Zucker verrührt und erhitzt; alles wieder erkalten lassen; 1 ½ Pfd. Mehl, 2 Teel. Zimt, 2 Teel. gestoßene Nelken, 3 zerstoßene Nelkenpfeffer (Piment) werden untergemischt; 3 Teel. Pottasche und 1 Teel. Hirschhornsalz werden getrennt in je 2 Essl. handwarmem Wasser angerührt und unter den Teig gegeben und kurz durchgeknetet. Der Teig kommt jetzt in seinem abgedeckten Holz-„Fassl“ an einen kühlen Ort und bleibt dort etwa zwei Tage stehen; vor der Weiterverarbeitung muss sich der Teig wieder auf Zimmertemperatur erwärmt haben: jetzt immer ½ Hand voll Teig nehmen und zu handtellergroßen, runden, dünnen Scheiben formen und auf einem leicht gefetteten Blech bei mittlerer Temperatur in der Röhre ausbacken. Sollte noch ein Rest im „Fassl“ bleiben, so kann er auch noch ein paar weitere Tage kühl aufbewahrt werden; vor einer Weiterverarbeitung müssen dann paar Stunden vorher noch etwas Honig und eine Prise Hirschhornsalz untergemengt werden.

2. Rekonstruktionsversuch:

1 Pfd. hellen Sirup erhitzen, eventuell abschäumen und erkalten lassen, mit 1 Pfd. Mehl (3 Teile Weizen- und 1 Teil Roggenmehl) vermengt; ½ Teel. Zimt, 2 gestoßene Nelken, 2 gestoßene Kardamom, 2 gestoßene Nelkenpfeffer (Piment) sowie etwas Muskat und 1 Prise Salz unter den Teig geben und weiter wie unter Variante I beschrieben verfahren.
 

Unter den Aussagen älterer Erzgebirger, die den „Fassl“-Kuchn noch kennen, überwiegt die Vermutung hinsichtlich der Variante 2, obwohl auch die „Honig-Variante“ von vielen als die richtige vermutet wurde. Es bleibt also schwierig und rätselhaft.... - ist aber mittlerweile im Buch “ERB-GERICHTE” gelöst worden.

red.