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Sehenswerte Ausstellung
(10.11.2012) Am vergangenen Samstag eröffnete Oberbürgermeisterin Barbara Klepsch eine sehenswerte Sonderausstellung anlässlich 125 Jahre Erzgebirgsmuseum und zum 156. Geburtstag von Emil Finck, dem Begründer und Nestor der Sammlung.
Anlässlich des 125. Jubiläums konnte die Oberbürgermeisterin Barbara Klepsch (Foto) sowie die Leiterin der Städtischen Museen zu Annaberg-Buchholz, Désirée Baur, am vergangenen Samstag zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sowie geschichtsinteressierte Gäste zur Eröffnung einer Sonderausstellung im Erzgebirgsmuseum begrüßen. Mit besonderen Exponaten aus den Depots wird die Entwicklung des Museums und die Konzeption seines Gründers Emil Finck aufgezeigt. Einzelne Sachzeugen werden z. T. erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Auf ganz unterschiedliche Weise zeugen sie von der Historie und Volkskultur in Annaberg-Buchholz und dem Erzgebirge.
Geschichte des „Museums erzgebirgischer Alterthümer“ - originales Silberbergwerk
Die Geschichte des Erzgebirgsmuseums reicht zurück ins 19. Jahrhundert. Vor 125 Jahren, am 12. Juni 1887, gründete der „Verein für Geschichte von Annaberg und Umgegend“ das „Museum erzgebirgischer Alterthümer“ in Annaberg. „Initiatoren waren gebildete, wohlhabende und einflussreiche Bürger der Stadt. Stolz auf die eigene Tradition und das Bewusstmachen der eigenen geschichtlichen Bedeutung waren in der Zeit der Industrialisierung wesentliche Beweggründe für das aufstrebende Bürgertum, ein solches Vorhaben zu realisieren“ - betonte die Museumsleiterin in ihrem Vortrag zur Geschichte des Hauses und der Sammlung.
Naturkundliche und lokalhistorische Ausstellungen, die bereits 1883 bzw. 1885 stattfanden, schufen dafür maßgebliche Grundlagen. Zahlreiche interessante Stücke, Dokumente und historische Sachzeugen sensibilisierten dabei die Bürgerschaft für die Schätze der Region. Hauptinitiator des ehrgeizigen Projekts war der Bürgerschullehrer Emil Finck. Er lebte von 1856 bis 1922 und erwarb sich besondere Verdienste bei der Bewahrung erzgebirgischer Kulturgüter. Im Zusammenhang mit den beiden Ausstellungen gründete ein Komitee den Geschichtsverein Annaberg und sorgte u. a. dafür, dass ein Teil der Leihgeber ihre Ausstellungsgegenstände dem Verein übereignete. Damit war der Grundstock für ein Museum gelegt. Bereits der Katalog der Rathaus-Ausstellung von 1885 zeigte, welch großes Potenzial vorhanden war. Er führte immerhin 891 Positionen aller Art auf. Sie zeigten die große Bandbreite „erzgebirgischer Alterthümer“, die das Profil des Erzgebirgsmuseums bis heute prägen. Neben Büchern, Plänen, Bildwerken, Münzen, Familien- und Zunftnachlässen sowie Kunstgegenständen aller Art wurden von Beginn an auch Mineralien und Kuriosa gesammelt. Emil Finck prägte als erster Kurator die inhaltliche Ausrichtung des Museums. Ab dem Jahr 1905 beteiligte sich der Erzgebirgsverein am Museum. Er übergab eine Sammlung, die den Tourismus thematisierte. Im Zusammenhang damit wurde der Name in „Erzgebirgsmuseum“ geändert. Seit 1891 hat das Museum sein Domizil in einem geschichtsträchtigen Gebäude aus der Zeit der Stadtgründung. Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Haus Große Kirchgasse 16 im Jahr 1521. In jenem Eintrag ist zu lesen, dass Johan Wolczen von Michael Schonleben das spätgotische Gebäude gegenüber der Annen-Kirche erwarb.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts konzentrierte sich das Erzgebirgsmuseum auf bestimmte Sammlungsschwerpunkte, wie z. B. seltene Textilien, wertvolle Bücher und Bucheinbände, Dokumente und Musterbücher, Innungsladen und Möbelstücke. Aber auch technisches Zubehör, Musikinstrumente, Werkzeug aller Art sowie Alltagsgegenstände und Familiennachlässe wurden in den Bestand übernommen. Darüber hinaus haben Münzen und Kunsthandwerk, Gemälde und Grafiken, Zinn-, Kupfer-, und Eisenobjekte sowie mechanisches Spielzeug, Weihnachtsberge und naturkundliche Artikel ihren Platz im Haus gefunden.
Seit 1995 bereichert das Silberbergwerk „Im Gößner” das Angebot des Erzgebirgsmuseums. Seither haben Besucher aus der ganzen Welt den erzgebirgischen Silberbergbau des 16. Jahrhunderts in Augenschein genommen. Der Rundweg führt mit originalen Abbaubereichen, dem 110 m tiefe Gößnerschacht sowie farbenprächtigen Mineralen und Aussinterungen das Bergbaugeschehen der beginnenden Neuzeit eindrucksvoll vor Augen.
Emil Finck – Nestor des Erzgebirgsmuseums
Emil Finck (1856 - 1922) erwarb sich als Gründer und Nestor des Annaberger Alterthums- und Erzgebirgsmuseums große Verdienste. Er wurde am 10. November 1856 in Mügeln/Sachsen geboren. Nach einer Ausbildung am Lehrerseminar seiner Heimatstadt und ersten beruflichen Erfahrungen erhielt er 1880 an der Bürgerschule in Annaberg eine Anstellung, die er bis zu seiner Pensionierung 1922 innehatte. Als ehrenamtlicher Museumsleiter kümmerte er sich über Jahrzehnte um den Aufbau der kulturhistorisch wertvollen Sammlungen und die öffentliche Darstellung des Hauses. Er publizierte die ersten Museumsführer und plante die Veröffentlichung von Sammlungskatalogen. Kurz nach der Jahrhundertwende richtete er eine neue Abteilung ein. Wanderkarten und anschauliche Exponate stellten für Sommerfrischler aus den Großstädten das „Naturerlebnis Erzgebirge“ vor. Emil Finck erkannte bereits damals die wirtschaftlichen Chancen des Tourismus und reflektierte diese im Rahmen der neuen Ausstellung. Darüber hinaus bildeten Forschung und Publikationen Schwerpunkte seiner Arbeit. In seinen literarischen Ergüssen ging mit ihm allerdings mitunter die Phantasie durch, wie z.B. in seinem Erzählband: Es war einmal - Erzgebirgische Sagen und Geschichten, Pöhlberg-Verlag Felix Thallwitz, Annaberg 1920, illustriert von Rudolf Köselitz. Darin fabuliert er über Ereignisse der Annaberger Stadtgeschichte, die über Jahrzehnte für bare Münze genommen wurden und heute noch immer verbreitet werden, wie z.B. die Geschichte von der „Annaberger Sperrgusch“.
Emil Finck, war nicht nur ein belesener Lehrer und engagierter Freimaurer, er hatte auch großes Organisationstalent und das Geschick, viele Bürger zum Wohle des Museums zusammenzuführen. Davon zeugt seine Mitwirkung an den Gründungen von Geschichtsverein, Erzgebirgsverein und Hammerbund. Vor allem die museale Nutzung des Frohnauer Hammers nach der Betriebsstilllegung im Jahr 1904 ist auf eine Initiative Emil Fincks zurückzuführen. Nach seinem Tod im Jahr 1922 hinterließ er der Stadt ein gut geführtes Museum. Besonders ihm zu Ehren wird die Jubiläumsausstellung 125 Jahre Erzgebirgsmuseum an seinem 156. Geburtstag eröffnet.
Wie informiert wurde, sollen nach dieser Sonderausstellung weitere folgen, die auch andere Entwicklungsabschnitte der Annaberger und Buchholzer Geschichte darstellen. Schließlich endet die Ständige Ausstellung noch immer etwa in den 1870er Jahren und spart somit wichtige Epochen wie u.a. den I. und II. Weltkrieg, die DDR-Geschichte und die Wende-Geschichte seit nunmehr 22 Jahren gänzlich aus. Allein mit Platz- Geld- oder Personalmangel kann das in den kommenden Jahren nicht begründet werden. Die Worte von Désirée Baur (Foto links) hinsichtlich einer schrittweisen Öffnung der Depots auch zu diesen Themenbereichen lassen also hoffen.
Bis zum 1. April 2013 ist die Sonderschau geöffnet.
red./M.F./G.B.S
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