Kleiner Mann „muckt auf“
Das geliebte Hauff-Märchen „Die Geschichte vom kleinen Muck“ hatte am vergangenen Mittwoch eine farbige und kräftig beklatschte Premiere bei den diesjährigen Greifenstein-Festspielen.
Schon seit dem 17. Juni 2016 tummeln sich Räuber Hotzenplotz, Winnetou mit Freund und Feinden, die Wickie-Wickinger in ihren wieder aufgenommenen Stücken zwischen den herrlichen Felsen und kämpfen nicht zuletzt mit dem unberechenbaren Wetterkapriolen. Seit dem 6. Juli bereichert das vor allem durch den unschlagbaren DEFA-Film aus den 50er Jahren bekannt gewordene Hauff-Märchen „Der kleine Muck“ den vielfältigen Spielplan des Eduard von Winterstein-Theaters Annaberg-Buchholz auf seiner Sommerspielfläche, der Felsenbühne Greifensteine. Der Alt-Intendant Prof. Hans-Hermann Krug hat die Geschichte vom kleinen, armen, aber mutigen Mann aus dem Morgenland bewegt und phantasiereich in die Landschaft platziert. Alle wichtigen dramatischen Details fanden ihren Platz zwischen Felsen, Auf- und Abstiegen, Waldsäumen sowie den Immobilien und beweglichen Kulissen (Ausstattung: Peter Gross), die von künstlichem Qualm und natürliche Wolkendramen assistiert wurden. Die Darsteller gaben mit munterem Spiel und Gesang dem Geschehen Stimme und Gestalt und formten so den Orient bei uns zu Hause. Mick Mehnert (1,33 m) als Muck hatte von Anfang an die Herzen des Publikums auf seiner Seite. Er lief die Pantoffel-Nummer so gut er konnte, bezog die Kinder mit ein, ließ mit dem glücklosen Oberläufer die Eselsohren wachsen und verschwinden und sang die wirklich nicht einfachen Melodien in diesem modern komponierten „Musiktheaterstück“ (Musik: Hans Auenmüller) so gut es ihm möglich war. Und so wurde eine wahrhaftige Figur aus dem kleinen Mann mit Herz für die hübsche Suleika (Madelaine Vogt) und ihrem Liebsten (Markus Sandmann), die dann in schönen Kostümen auch noch richtige Herztöne produzierten. Die böse Ahavzi-Hexe wurde überzeugend von Bettina Corthy-Hildbrand gegeben, umschnurrt von neun reizenden Kätzchen, die sich wie verzogene Minilöwen gebärden durften. Der Emir war mit Matthias Stephan Hildebrandt figürlich und stimm-dröhnend quasi ideal besetzt inmitten seines Harems nebst Lieblingsfrau (Juliane Roscher-Zücker). Seine Hofschranzen wurden vom betrügerischen Schatzmeister (Max Fischer) und dem etwas blassen Sklavenaufseher (Giso Weißbach) angeführt. Die Mitglieder des Chores (Leitung: Uwe Hanke) leisteten als herzlose Mitbürger, Wächter, Volk anerkennenswerte gesangliche und dramatische Dienste, die Damen steuerten Grazie und zuzüglich Tanztalente bei (Choreographie: Sigrun Kressmann). Der musikalische Zusammenhalt, der keineswegs einfachen Kompositionen, lag in den bewährten Händen von Dieter Klug, dem 1. Kapellmeister der Erzgebirgischen Philharmonie Aue. Und so kam es, dass sich am Ende das Gute durch den Mut eines beherzten kleinen Mannes behaupten konnte. „Auf-mucken“ war angesagt! Kinder, Eltern, Großeltern, Erzieher und auch einige aufmerksam beobachtende Flüchtlingskinder staunten nicht schlecht, was im Erzgebirge an Welten wieder einmal hervor gezaubert werden konnte, und dabei sogar das Wetter freundlich mitspielte...
Eveline Figura
Nächste Vorstellungen: 8./13./15./22./28.7., 10.30 Uhr; 10./17./31.7., 15 Uhr sowie am ,16.8., 17 Uhr, 25.8. und 4.9., 10.30 Uhr. www.winterstein-theater.de
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