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Silvesterbräuche im alten Erzgebirge

Unsere Altvorderen haben sich sowohl in der Weihnachtszeit als auch zu Silvester an Regeln gehalten, die durchaus wiederbelebt werden könnten. In einzelnen Haushalten werden sie sogar noch heutzutage praktiziert. Einig davon sollen hier in ungeordneter Reihenfolge mitgeteilt werden:

  • Bis spätestens 18 Uhr, also vor dem zweiten „Heiligohmdassn“, sollen am Silvestertag alle Schulden aus dem alten Jahr (außer längerfristige Darlehen und Hypotheken) bezahlt worden sein.
     
  • Mit Menschen, mit denen man das Jahr über uneins war, soll man noch vor 18 Uhr – möglichst durch einen persönlichen Besuch und mit Handreichung – Frieden schließen.
     
  • Zu Silvester sollte man sich keinesfalls die Haare schneiden lassen oder Wäsche waschen; beides sorgt für Unglück im kommenden Jahr.
     
  • Karpfen gehört (schon wegen der Schuppen, die Geld ins Haus bringen) unbedingt zum Silvester-Essen; am besten innerhalb des zweiten Neinerlaa-Assens, was in alter Zeit nicht nur am Heiligen Abend – und das ausschließlich in erzgebirgischen Familien - zelebriert wurde.
     
  • Etwa um 1800 kam auch das Schweinefleisch (Spanferkel, Sülze, Sauerfleisch) auf die erzgebirgischen Tische. Das Schwein kam in der Mythologie als Gott der Fruchtbarkeit auf einem Eber mit goldenen Borsten daher geritten und verhieß Glück. Schwein haben = das Glück besitzen!
     
  • Aus der großen Liebe im nächsten Jahr wird nichts, wenn junge Leute am Silvestertag Brot oder Butter anschneiden. Dafür sollten aber junge Mädchen den Pantoffel rücklinks zur Türe werfen. Zeigt die Fußspitze nach innen, kommt ein Freier ins Haus. Andersherum bleibt er halt aus.
     
  • Sollte der Schatten im Schein einer Kerze einen dicken Kopf an die Wand werfen, so bedeutet das Klugheit im kommenden Jahr.
     
  • Gehen um Mitternacht heiratslustige Mädchen in den Garten und klopfen dreimal kräftig an einen Baum, lauschen in die Nachbarschaft und hören dann das Bellen einen Hundes, das Geräusch eines Fahrzeuges oder das Geschrei eines Nachbarn, dann wissen sie, aus welcher Richtung der Zukünftige kommen wird.

  • - Möglichst um Mitternacht gießt man Blei durch einen Erbschlüssel - Bleigießen. Aus den gegossenen Figuren kann leicht die Zukunft ermittelt werden: Sackformen oder Männchen ähnliche Gebilde bedeuten Reichtum; Sternförmiges immer Glück; Tierförmiges (insbesondere Pferde) deutet große Reisen an; Bäume oder Pflanzen sichern die Ernte im kommenden Jahr.

  •  - Zehn Minuten vor Mitternacht werden alle Uhren aufgezogen und aufeinander abgestimmt gestellt, damit das Neue Jahr um Mitternacht mit Gleichklang begrüßt werden kann.
  • Die Kinder und auch Erwachsenen springen mit dem letzten Glockenschlag vom Stuhl oder vom Tisch „ins neue Jahr“. Alte und Gebrechliche können dazu die Hitsch (Fußbank) oder den Teppichrand benutzen.
     
  • Mit dem letzten Glockenschlag werden sämtliche Fenster aufgerissen, um das neue Jahr herein zu bitten.
     
  • Seit dem 16. Jahrhundert ist das Böllerschießen zur Austreibung des Bösen auch im Erzgebirge bekannt: Schützen und Nachtwächter beteiligten sich daran.
     
  • Die Turmbläser begrüßen das neue Jahr entweder kurz nach Mitternacht oder am Neujahrsmorgen mit Intraden vom Rathausbalkon oder vom Kirchturm.
     
  • Mancherorts führt der Priester/Pfarrer schon jetzt (meist aber erst am 6. Januar) Haussegnungen durch.
    Stadt- und Dorfumritte sowie Bitten für eine reiche Ernte werden abgehalten.

Zenn neie Gahr
E Gahr is vergange,
mit Lust un mit Plog,
un ob de gscheiter bist
dos blebbt halt ne Frog.
Drüm wünsch ich eich zen neie Gahr,
es alte is nu vergange,
dos ses besser werd wies alte war.
Meh kast de net verlange

Arthur Schramm (1939)

Prosit Neujahr!
Allen Leserinnen und Lesern
des ANNABERGER WOCHENBLATTES
in Nah und Fern!

g.b.s