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Kinderglanz in den Augen

Der „Erzhammer“ in Annaberg eröffnete am vergangenen Sonnabend in zwei Sälen seine große Spielzeugausstellung mit Leihgaben aus dem Erzgebirgsmuseum und vielen privaten Exponaten. In der Marienberger Baldauf Villa werden zeitglich Puppenstuben, -häuser und Pferdeställe gezeigt. Die meist erwachsenen Besucher haben hier wie dort den Glanz ihrer Kindheit in den Augen und erklären wildfremden Menschen, was sie davon einst alles Zuhause hatten...
Erzhammer
Das weihnachtliche Gemännel, die Schwibbögen und Pyramiden sind gerade wieder vorsichtig in die Kartons verpackt und die Sicht geht wieder mehr hinaus aus den Fenstern. Da ist der Blick frei für Ausstellungen, für Treffs mit Bekannten und Freunden und für Neujahrsempfänge, also für Wichtigkeiten über die Familie hinaus.
Was aber macht gerade den Zauber von altem Spielzeug aus, dass die „Grußen“ geradezu ausflippen lässt beim Betrachten? Es sind wohl nicht die einzelnen Dinge an sich, sondern die ihnen innewohnende Kraft zur Erinnerung an ruhiges Spiel, an die Freude am jährlichen Auspacken der
Puppenstubenkartons, an der Wiederentdeckung vergessener Kleinigkeiten und vor allem an die Gemeinschaften von Kindern im Hause, an Mutter-Vater-Kind-Spiel, an sozialer Verknüpfung in Zeiten der Bescheidenheit.
Die großen Ausstellungen im Erzhammer haben immer was zu bieten, ob Schnitzereien oder Klöppelarbeiten, Pyramiden oder Leuchter sowie Persönlichkeiten der Stadt. Die Themen sind aufs Erzgebirge bezogen und können auch zu Kontroversen über Kunst und Kitsch, alten und neuen Formensprachen nützlich sein. Oma am Kinderharmonium

Selten jedoch gab es eine so einhellige Zustimmung zur liebevollen Ausgestaltung (großen Dank an Uwe Moule und Lutz Gautel!) und zur Fülle von Themengruppen, Sachen und Sächelchen. Auf einer großen Wiese mit Teich, Baum und Hügel sind Teddys gruppiert, darüber fliegt ein hölzernes Flugzeug, zwei Teddys sind mit Ballon und Fallschirm im Kreise unterwegs, Ringsherum Glasvitrinen mit verschiedenen Eisenbahnen, Autos aus Blech und Holz. An vielen Schilder mit „Hersteller unbekannt“, wo man gerade heute noch Leute finden müsste, die die Herstellerfirmen aus frühen DDR-Zeiten kennen könnten! Im Erzgebirge zu Hause fühlen sich viele Holzbauklötz-Kästen, manche beklebt mit Papierbildern auf allen Seiten, als frühe Puzzels bekannt, genauso wie der Bauernhof aus der Schachtel, die Arche Noah mit den Tierpaaren - aus der Manufaktur der Träume - Indianer und Soldatengruppen. Marienberg 2

Im kleinen Saal dann Puppen, Musikinstrumente, sogar ein Kinderharmonium (Foto: Mit Oma, die sich daran ausprobiert), Kinderbücher – darunter ganz alte mit Sütterlinschrift, Mädchen- und Jungsbücher, die an alte Rollenbilder erinnern und trotzdem entzücken. Die heimlichen Stars sind dann aber die Puppenstuben, in die die Besucher wie in die Wohnungen andrer „Leit neigucken ka“. Sie weisen die Vielfalt der Geschmäcker der Erbauer auf und scheinen geradezu unendlich in den Details, denen noch eine Extravitrine gewidmet ist, voller Tässchen, Kannen, Tellern und mundgeblasener Gläser sowie eine Vitrine mit alten Kochherden. Auch Zimmer mit viel Weihnachtsschmuck, Bäumen, Adventsgränzen u.a. ist zu bestaunen, wurden doch die Puppenstuben und Kaufmannsläden meist erst zu Weihnachten hervorgeholt und von Eltern und Großeltern mit neuen Ausstattungsgegenständen unter dem Weihnachtsbaum platziert. (Heutige Barbie-Puppenhäuser stehen meist das ganze Jahr herum und werden gar nicht mehr wahrgenommen). Das Wegräumen der Kinderwelten hatte den Effekt einer „künstlicher Verknappung“ und förderte das „Wünschen und sehen“ danach heraus! Puppenstube Marienberg
Also Omas und Opas, Mutti und Vatis, Lehrerinnen und Lehrer ! Geht mit den Enkeln und Kindern hin und erklärt ihnen Eure Jugend. Oder finden sich in der Bodenkammer gar noch lang nicht mehr beachtete alte Schätze zum Aufpolieren, Erinnern und Spielen wieder?
Dr. Gabriele Lorenz, die Leiterin des Haus des Gastes „Erzhammer“, und Bürgermeister Thomas Proksch hoben genau so den Sinn dieser Ausstellung, die bis zum 1. Februar 2015 jeweils von 10 bis 18 Uhr zu bestaunen ist, in ihren Grußworten hervor.

In der zauberhaften Baldauf Villa (Foto unten) in Marienberg hat man sich auf Puppenstuben, Puppenhäuser und Pferdeställe begrenzt. Es sind wunderbare Stücke darunter und viele, die die alten Schätze restaurieren, achten immer mehr auch auf historische Bordüren-Tapeten, die aus dem Internet ausgedruckt werden und die alten Stimmungen von Räumen zurück holen, wie das auch die alten Puppen mit Porzellanköpfen, -Händen und -Füßen können oder solche aus Zelluloid oder Gummi und Plastik. Eine sehenswerte, sehr anheimelnde Ausstellung in dieser gut gepflegten Jugensstil-Villa, für die sich die Leiterin, Constanze Ulbricht, nicht nur sehenswerte Ausstellungen, sondern auch ein besuchenswertes Programm über das gesamte Jahr einfallen lässt.
Baldauf Villa

Eveline Figura