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Orgelweih-Jubiläum mit Festkonzert
Am Samstag, dem 30. September 2017 findet um 17.00 Uhr in der katholischen Pfarrkirche „Heilig Kreuz“ in Annaberg-Buchholz ein Festkonzert statt, mit dem das 25. Weihejubiläum der Jehmlich-Orgel gefeiert wird. Zu diesem Anlass sei hier auf die Geschichte einer der frühesten nachreformatorischen katholischen Kirchengründungen im sächsisch-protestantischen Raum hingewiesen:
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Die Annaberger katholische Kirche „Heilig Kreuz“ verdankt ihre Entstehung einer Stiftung: Bischof Ignaz Bernhard Mauermann – er hatte kein eigenes Bistum, sondern trug vielmehr den Titel „Apostolischer Vikar der sächsischen Erblande und Domdekan zu Bautzen“ - war Anfang des 19. Jahrhunderts für die wenigen Katholiken zuständig, die ganz verstreut im weitestgehend protestantischen Sachsen lebten. Bei seinem Tod im Jahr 1841 verfügte er, dass aus seiner Erbmasse dort im Kammgebiet des Erzgebirges eine katholische Kirche zu bauen sei, wo sie am notwendigsten war. Die Wahl fiel auf Annaberg – am 20. Oktober 1844 erfolgte die Kirchweihe durch den Bruder des Erblassers, Bischof Franz Laurenz Mauermann. Der Annaberger Pfarrer hatte von nun die Katholiken im gesamten Oberen Erzgebirge zu betreuen. Noch heute reicht das Annaberger Pfarrgebiet von Thum im Norden bis Oberwiesenthal im Süden. Zur Zeit leben auf diesem Gebiet 1.132 Katholiken – das sind weniger als zwei Prozent der Bevölkerung. Neben der Annaberger Pfarrkirche gibt es Filialkirchen in Bärenstein und Oberwiesenthal, eine Hauskapelle im katholischen Pflegeheim St. Anna und eine Filialgemeinde in Thum, die sich dort in den Räumen der Freikirche trifft.
Bereits 1847 erhielt die Annaberger Heilig-Kreuz-Kirche eine erste Orgel – erbaut durch den erzgebirgischen Orgelbaumeister Carl Heinrich Poller aus Schönheide. Dieses in der Tradition Gottfried Silbermanns erbaute Instrument mit 8 Registern und einem Klingelzug für den „Kalkanten“ (Bälgetreter) wurde 1935 in Verkennung seines Wertes abgerissen und durch eine ehemalige Übungsorgel aus dem Altenburger Lehrerseminar ersetzt. Schon bei der Aufstellung versuchte die Dresdener Orgelbaufirma Gebrüder Jehmlich, das Volumen durch das Hinzufügen zweier Register zu verbessern. Doch der Klang blieb unbefriedigend, die pneumatische Traktur anfällig, immer wieder kam es zu Tonausfällen. So begann die Gemeinde, ab den 1960er Jahren Geld für einen Orgelneubau zu sammeln. Am 14.11.1980 erteilte man dem „VEB Orgelbau Dresden“, wie die Fa. Jehmlich inzwischen hieß, den Auftrag dazu. Kostenvoranschlag: 70.000 DDR-Mark, Wartezeit 10 Jahre. Im Jahre 1990 konnte allerdings die Lieferfrist nicht eingehalten werden – doch was schlimmer war: Die mittlerweile angesparten 62.000 DDR-Mark wurden im Zuge der Währungsumstellung halbiert, während die Anschaffungskosten auf 180.000 D-Mark empor schnellten. Aber die Gemeinde gab nicht auf, sammelte eifrig weiter, gründete 1991 einen Orgelbauverein – und 1992 konnte tatsächlich das heutige Orgelwerk durch die Fa. Jehmlich Orgelbau in „Heilig Kreuz“ eingebaut werden. Die Disposition der mechanischen Schleifladen-Orgel mit 13 Registern auf zwei Manualen entwarf KMD Konrad Wagner, damaliger Domkantor an der Kathedrale (ehemalige katholische Hofkirche) in Dresden. Die Orgelweihe erfolgte am 11. Oktober 1992 durch Generalvikar Georg Hanke aus Dresden – er war der Bruder des damaligen Annaberger Pfarrers Günter Hanke. In die historische Heilig-Kreuz-Kirche fügt sich das neue Instrument dank des klassisch gehaltenen Prospektes mit massivem Holzgehäuse wunderbar ein – Holzbildhauermeister Günter Voigtländer aus Königswalde schnitzte dafür schöne Schleierbretter.
Die katholische Gemeinde von Annaberg, die froh ist, ein so gutes und wohlklingendes Instrument zu besitzen, möchte dessen Vielseitigkeit beim Festkonzert am Samstag unter Beweis stellen: An der Orgel wird Uwe Hanke, Chordirektor des Eduard-von-Winterstein-Theaters Annaberg, musizieren. Mit Jehmlich-Orgeln hat er gute Erfahrungen gesammelt: Am Instrument desselben Herstellers in der Buchholzer Kirche St. Katharinen spielte er bereits 5 CD's ein. Unterstützt wird er von László Varga (Bass), der ebenfalls am Annaberger Haus dem Musiktheater-Ensemble angehört. Das festliche Konzertprogramm in „Heilig Kreuz“ umfasst Werke von Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven und Johannes Brahms. Jedermann ist bei freiem Eintritt herzlich eingeladen, am Ausgang wird um eine Spende gebeten.
Benno Tietz, ehrenamtlicher Organist an „Heilig Kreuz“ Annaberg
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