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Die Seiffener Kirche - ein barockes Kleinod
Die kleine Kirche mit achteckigen Grundriß ist weltbekannt. Haben doch die Männelmacher diese in Miniaturform mit den gedrechselten Kurrendesängern in alle Welt verkauft. Sogar in einer Streichholzschachtel kann man das kaufen. Erbaut wurde die Kirche 1776 bis 1779 auf einer zuvor seit 1570 dort existierenden Holzkapelle. Die eigene Pfarre errang die Gemeinde erst 1833. In der Ortskirche fanden wichtige Gottesdienste und Gemeindetreffs statt. Die wichtigsten war die jährliche Bergpredigt und vier Quartalspredigten, zu denen auch bergmännische Rechenschaftsberichte abgelegt wurden. Sehr früh auch das “Drechslergebet“, denn Bergbau und Holzhandwerk lösten nicht einander ab, sondern existierten lange Zeit nebeneinander. Der Kirchenpatron aus Purschenstein, der sächsische Kammerherr Adam Rudolph, hatte über den Neubau der Kirche zu befinden und das Beste war gerade gut genug.
Die Form wurde der Dresdener Frauenkirche bescheiden nachempfunden. Baumeister Christian Gotthelf Reuther war ein Schüler Georg Bährs, des Erbauers der Frauenkirche, die 2005 im neuen Glanze geweiht wird. Das begehbare Glockentürmchen, auf einem Zeltdach, symmetrische Treppenanbauten in den Himmelrichtungen und schöne im Interieur wie der Glasleuchter von 1670, das Wappen des Bergamtes an der Empore und wertvolle alte Zinngefäße wie das Kruzifix von 1754 u.v.m., Zinnewäschen und Glashütten verweisen auf die Materialvielfalt der Gewerke.
Meist waren es Künstler aus der unmittelbaren Umgebung, denen man Brot und Verewigung in ihrer Heimat gönnte. Dadurch kam der ganz ureigene Stil zum Tragen. 1989 diskutierten die Bürger in ihrer Kirche auch über den gesellschaftlichen Neuanfang, wo auch sonst. Somit hat diese Stätte eine allgemeine Kulturfunktion in der Gemeinschaft, auch bei denen, die an ihre irdische Kraft mehr glauben als an die Macht des Jenseits.
G.B.S.
Tourist-Information: D-09548 Seiffen, Tel.: +49-37362/8438 oder 19433, ;
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