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Weihnachten mit Arthur Schramm (1895-1994)
In keinem anderen Land der Erde - und auch in keinem anderen deutschen Bundesland - wird die Weihnachtszeit so intensiv begangen, besungen und auch verklärt wie im deutschen Weihnachtsland, dem Erzgebirge. Und so spiegeln auch die Erzählungen, Gedichte und Lieder unserer Heimatdichter anschaulich diese besinnliche Zeit wider. Ganz bewusst veröffentliche ich hier vier Weihnachtsgedichte aus den Jahren zwischen 1933 und 1951 von Arthur Schramm, dem umstrittenen Annaberger Heimatdichter, Erzgebirgs-Original, selbsternannten-verkannten Genie und städtischen Narren - der es sich selbst und anderen oft schwer machte. Ich möchte mit der Veröffentlichung dieser Verszeilen mit dazu beitragen, das Klischee vom angeblich nur dummen Sprücheklopfer zu widerlegen, aber anderseits auch seinen Wandel per Anpassung an die jeweiligen politischen Verhältnisse in seinen Gedichten aufzuzeigen (siehe Gedicht 1944 und 1951). Dieses Verhalten trifft allerdings nicht nur auf unser “Klaanes Getu” zu, auch andere sehr bekannte Erzgebirgs-Poeten hingen nachweisbar ihr lyrisches Fähnlein in den jeweiligen politischen Wind - und das nicht nur zur Weihnachtszeit - und entpuppten sich im jeweils “neien Wind” nicht selten als geschickte Wendehälse! Gleichzeitig soll diese Veröffentlichung auch ein kleiner Werbe-Beitrag für Toleranz gegenüber solchen Leuten sein, wie es unser Arthur mit seinem flinken Stöckchen und seinem frischen Fichtenzweiglein am Hut war. (G.B.S.)
(Die Fotos sind von Dietmar Lang und aus dem Archiv des Autors).
Arthur Schramm
Christi Geburt (20. Dezember 1933)
Und wieder hält mich ganz gefangen Das Wunderbild der Heilgen Nacht. Mein sehnend Herz trägt groß Verlangen, Nach IHM, der nächtlings welt-erwacht. All meine Sinne werden rege; der suchende Gedanke spinnt, daß Gott auch mich aus Gnaden segne, durch dieses liebe Christuskind. So steht sein Bild mir vor der Seele; Anbetend sink ich in die Knie. Mein Jesulein! Ich Dich erwähle In reinster Lieb und Harmonie. Das aller Welt zum Heil gekommen, Von Sünden ledig werden läßt. Wer dies – gleich mir – ernst aufgenommen, Kann fröhlich feiern Weihnachtsfest!!! Arzgebirgische Weihnachten (17.12.1941)
Wenn de Nocht zen Tog gemacht, wird gebastelt un gewercht, wenn de selbstgeschizte Pracht In Versteck wird neigepfercht, wenns su haamlich weit un breit, nochert kimmt de Weihnachtszeit. Wenns bei uns eischneie tut Un de Art do drubn wird weiß, dann liegts gung un alt en Blut: Blüht bal wieder junges Reis. Wenn de Christbaam erscht sei da, Nocher kimmt Weihnachten raa. Wenn dr Christ in en erwacht, daß mer sich wird racht bewußt, wos geschah in heilger Nacht, regt sich Fried tief in dr Brust. Wenn dr Mensch sen Gott kimmt nah, nochert is es Christfest do. Dann schenkt Lieb, herrscht Lust und Freed, Lichter strahlt in de Harzn nei. E Stück vun dr Seligkeet Zieht als Frieden in en ei. Wu dr Mensch zun Mensch sich find, dort is aah es Christuskind! Kriegsweihnachten 1944 (26.12.1944)
So klar wie in der Heilgen Nacht Die Stern am Himmel gehen So fest und treu, auf heilger Wacht, wird unsre Wehrmacht steh. Beschützen was ihr anvertraut, ureignes deutsches Land; bis Gott der Herr vom Himmel schaut… des Sieges Unterpfand. So hell, wie´s in den Herzen ist, da mittendrin gewohnt, so wenig wird – trotz Feindeslist – das deutsche Volk entthront. Ziehn Not und Tod auch jetzt durchs Land, weihnachtet es doch sehr; das macht, wir sind in Gottes Hand. Gott gab uns Kraft und Wehr! So whar der Nacht stets folgt das Licht Im Wechselspiel der Zeit, so lebt, wenn auch in harter Pflicht, Deutschland in Ewigkeit! So gehen wir glaubensstark mit Gott Als e i n e Kämpferschar Lichtvoll hinein – trotz Brand, Not und Tod – In das Erfüllungsjahr! Glückauf! Sieg Heil! Heil Hitler! Arthur Schramm Weihnachtsfrieden (27.11.1951)
Weihnachtsklänge bringen wieder Weihnachtsfrieden in das Land. Alte, traute Weihnachtslieder Knüpfen neu der Liebe Band. Und es geht ein leises Raunen Über Mutter Erde hin, frohe Kinderaugen staunen, fassen kaum der Liebe Sinn. Weihnachtsfrieden sei beschieden, allen Menschen, groß und klein, Glocken klingen: „Frieden!“, „Frieden!“ Läuten her ins Herz hinein. Weihnachtsklänge froh erschallen, Fried und Freud für jedes Herz! Aller Welt zum Wohlgefallen, weil die Lieb kam erdenwärts.
s.
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