Lieder-Perlen im Kulturzentrum Erzhammer
Mit dem romantischen Liederabend, der am vergangenen Mittwoch von Mitgliedern des Annaberger Theaters, Therese Fauser, Jason-Nandor Tomory und dem 1. Kapellmeister Dieter Klug am Flügel, gestaltet wurde, setzt das „Haus des Gastes“ eine nunmehr 205 Jahre alte Tradition erfolgreich fort.
Der Annaberger Stadtmusikus Carl Friedrich Tierfelder und der Kaufmann Carl Julius Köselitz waren es, die am 12. November 1812 die Idee von einer Gesellschaft hegten, die „Geist und Herz“ gleichermaßen ansprechen soll, und die sie mit der Gründung der Museums-Gesellschaft im damaligen Hotel „Museum“ (später Kulturhaus Erzhammer) realisierten. Mit Vorträgen, Diskussionen und immer wieder Konzerten entsprach der Vorstand den Bedürfnissen des Annaberger Bürgertums. In den 1880er Jahren lag die Organisation und Dramaturgie der Konzertreihen in den Händen von Peter Gast (Heinrich Köselitz), der sich nach seiner Rückkehr aus Venedig und Weimar in seine Heimatstadt Annaberg ab dem Jahre 1910 noch intensiver dieser Aufgabe widmete. Ihm ist es zu verdanken, dass aufgrund seiner Vernetzung auch mit der internationalen Musikszene, bedeutende Künstlerpersönlichkeiten im Friedrich-Saal des Hauses an der Buchholzer Straße auftreten konnten. Diese Konzertreihen wurden im I. Weltkrieg und nach dem Tod von Peter Gast im Jahre 1918 immer weniger, bevor sie um 1925 wieder auflebten. Noch bis 1943 sind derartige Konzertreihen durchgeführt worden. Zu DDR-Zeiten lebten sie wieder in der beliebten Erzhammer-Reihe „Stunde der Musik“ auf, die auch nach der politischen Wende in größeren Abständen fortgesetzt wurde, um dann noch vor der Jahrtausendwende auszuklingen. Und wieder war es Peter Gast, der diesmal mit der Interpretation seiner Lieder (Bettina Grothkopf, László Varga, Dieter Klug/Flügel, Prof. Gotthard B. Schicker/Moderation) am 28.10.2015 in der Reihe „Konzertmittwoch im Erzhammer – Perlen der Kammermusik“ im Mittelpunkt stand. Wie die Kulturmanagerin des Erzhammers, Frau Dr. Gabriele Lorenz, nach dem Liederabend am Mittwoch betonte, hat sich unter der Inspiration und Dramaturgie von Dieter Klug, dem 1. Kapellmeister der Erzgebirgischen Philharmonie Aue, diese Reihe bewährt, sie wird vom Publikum angenommen und vom Haus gerne fortgesetzt.
Dass dieser Konzertmittwoch beim Publikum beliebt ist, konnte am Mittwoch (22.3.2017) am sehr gut besuchten Saal und an den zustimmenden, mit Beifall nicht sparenden Reaktionen beobachtet werden. Auf dem anspruchsvollen, aber unterhaltsamen Programm standen romantische Lieder von Brahms, Grieg, Schumann und Wolf. Auf der Bühne wechselten sich die Mezzosopranistin Therese Fauser und der Bariton Jason-Nandor Tomory nahezu paritätisch ab. Jeder hatte ein ziemliches Pensum an Liedern, aber auch an unterschiedlichen Stimmungen und Schwierigkeitsgraden zu absolvieren. Und Dieter Klug (Foto: Mitte) am Flügel hatte sicherlich die meiste „Arbeit“ an diesem Abend. Er behandelte das Instrument nicht nur feinfühlig und virtuos, sondern begleitete die beiden Protagonisten vom Annaberger Theater im besten Sinne des Wortes. Man hatte den Eindruck, dass Klug die Partien innerlich mit sang, da seine Dynamik über weite Strecken in nahezu vollkommener Harmonie zwischen Instrument und Stimme über die Rampe kam. Ohne auf alle Lieder-Perlen im einzelnen eingehen zu können, so sind doch der „Traum“ (Edvard Grieg) in der Interpretation von Therese Fauser, aber auch das berührend gesungene Schlummer-Lied von Brahms sowie ihr dramatisch wunderschön gestaltetes Grieg-Lied „Ich liebe Dich“ oder dessen beschwingter 6/8-“Sonnenuntergang“ ganz besonders wohltuend in Erinnerung geblieben. Fausers Stimme gehört zu den hohen Mezzosopranen, die eine Affinität zum Sopran durchklingen lassen. Es wäre aber ratsam, diesen Schritt – wenn überhaupt – dann sehr überlegt und mit Bedacht zu gehen, da auf dem Weg dorthin ihre einst sonore Tiefe weiter darunter leiden könnte. Dass diese Stimme einen guten Sitz hat und Raum füllend trägt, konnte sie u.a. auch in den zwei Duetten neben dem stimmstarken Bariton von Tomory unter Beweis stellen. Tomory überzeugte insbesondere mit den fünf Kerner-Leidern von Robert Schumann, in denen er neben der differenzierten gesanglichen Gestaltung auch seinem Gestaltungswille körperlichen Ausdruck verlieh. Großartig auch das zwar kurze, aber gekonnt von Tomory interpretierte „Salamander“-Lied von Brahms. Toll dann wieder beide in den zwei Hugo-Wolf-Liedern auf Mörike-Texten: Extensiv, mitunter etwas kehlig von Tomery dargeboten “Er ist´s” mit einer überbortenden und komplizierten Begleitung durch Dieter Klug am Flügel, der mit seinem kraftvollen und eleganten Spiel auch schon beim „Traum“ von Edvard Krieg – gesungen von Therese Fauser - viel Applaus verdient hatte und ihn auch bekam. Noch mehr Applaus gab es dann auch nicht nur für das anrührend und angenehm stimmharmonsierte Schluss-Duett „So wahr die Sonne scheint“ von Robert Schumann, sondern für den gesamten, sehr gelungenen romantischen Liederabend, der bei vielen nachklingen und Lust auf weitere Konzert-Mittwoche im Erzhammer ausgelöst haben dürfte.
red.
Das nächste Konzert findet am 26. April 2017 um 19.30 Uhr statt. Dann werden Werke von Schubert, Beethoven und Janacek in der Interpretation durch das Robert-Schumann-Quartett aus Chemnitz erklingen. Karten sind an der Tourist-Information, im Erzhammer von Annaberg- Buchholz erhältlich.
|