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November 2022



Theaterball-Geflüster aus Annaberg

Der Theater-Förderverein des Eduard-von-Winterstein-Theaters hatte es nun wahr gemacht und tatsächlich nach den erzwungenen Pausenjahren 2020/21 den Theaterball 2022  zweimal  ausgerichtet. Eine Operetteninszenierung erhielt zudem einen renommierten Preis.

Am 11.und 12. November 2022 fand nun der 28. Theaterball statt, eigentlich wäre es der 30. neuerer ZeEitrechnung gewesen, in beiden Sälen des Kulturzentrums Erzhammers. Genau dort gehört er auch hin, Generationen unserer Vormütter- und -väter hatten hier herrlichste Feste, darunter auch Maskenbälle und ihre Tanzstunden absolviert, geschwoft bis in die Morgenstunden. Das hat mit der Wende nicht aufgehört, aber merklich nachgelassen, was wohl auch an der Zahl und Qualität der verbliebenen Klangkörper liegen mag. Umso größer die Freude über die zwei gelungenen, durchaus glanzvollen Abende an diesem Ort.

theaterball operettenpreis (Andere)
„Der reichste Mann der Welt“ am Theater Annaberg, ausgezeichnet mit dem Jahres-Frosch des Bayerischen Rundfunks. Foto: Dirk Rückschloß

Das Geflüster besagte, dass das Ahorn-Hotel am Fichtelberg, das die vergangenen Bälle ausgerichtet hatte, den enormen Kraftakt solcher Feste nunmehr gescheut hat. Aber vielleicht ist das jetzt ein Vorteil: Kommen doch wirklich nun die echten, eng mit ihrem Musentempel verbundenen Theater- und Tanzenthusiasten mit ihren bewegten Sohlen. Der Theater-Förderverein hatte geladen und deshalb begrüßte dessen langjähriger Vorsitzender Rolf Schubert hocherfreut Gäste mit Rosen am Eingang und mit herzlichen Worten dieselben und das Ensemble sowie die Ehrengäste: Zuförderst den Altintendanten Dr. Ingolf Huhn, der elf Jahre im Amte war und neben einem stabilen Repertoire auch viele erfreulichen Opern-und Operetten-Ausgrabungen verantwortete; daneben war die ehemalige Musik- und spätere Chefdramaturgin Annelen Hasselwander geladen, aber leider verhindert. Als geförderter Ehrengast wurde auch das ehemalige Ensemble-Mitglied und Musicalstar Nick Körber empfangen und gestaltete in seiner exzessiven Art das Chanson „Als die Liebe entstand“. Ingolf Huhn plauderte in seiner launischen Art über seine Zeit bei uns; es schien ihm doch Haus und Menschen hier ans Herz gewachsen zu sein!

Natürlich wurde herzlich der neue Intendant, Moritz Gogg am Mikrophon begrüßt, der als ehemaliger Bariton nicht nur selbst auf der Bühne „geballt“ hatte, sondern auch verriet, dass seine Großmama einst den Wiener Opernaball organisieren durfte. (Und Wiener Walzer kann er natürlich auch, was sich am späteren Ballabend sehen lassen konnte!) Die
Inszenierung „Der reichste Mann der Welt“, eine vergessene Operette von Ralph Benatzky, hatte unter seiner frischen Theaterleitung den Monats-“Frosch“ des Bayerischen Rundfunks gewonnen, der das Medium Operette wieder in den Fokus heben will. So forderte Herr Gogg alle auf, die Preisverleihung im Rundfunk in den folgenden Tagen zu verfolgen, wer als Jahressieger aller „Frösche“ 2022 gekürt würde. Und tatsächlich hat unser Theater den Jahres-Frosch für die Inszenierung „Der reichste Mann der Welt“ in der Regie  Christian von Götz´gewonnen! Ta-ta!

„Frosch“ bedeutet nicht, dass man ihn an die Wand werfen darf, auch wenn dann ein schöner Prinz heraus käme, sondern an diesem Namen ist die komische Figur des Gefängniswärters „Frosch“ aus der berühmtesten Operette von Johann Strauss, der „Fledermaus“, ursächlich, die in dieser Spielzeit bei uns Premiere haben wird.

Moritz Gogg dankte mit Freuden dem FörderVerein des Theater für die Vorbereitung und für die materiellen Zuwendungen an das Haus, z.B. Ausstattungen wie effektvolle Beleuchtungstechnik oder Fahrzeuge, die von kulturarmen Leuten abgefackelt worden waren und mit Spenden ersetzt werden konnten.  „Wohl dem Theater, das solchen Förderverein „ETHOS“ hat.“

Und dann gings zur Sache auf dem Ball: Das PROGRAMM hatte es in sich: Da sangen nicht nur zwei hochbezahlte Superstars zwei Arien und den Rest machen Debütanten. Unter der Leitung von Kapellmeister Dieter Klug und Studienleiter Marcus Teichler  spielten auf der Bühne achtzehn Musiker der Erzgebirgischen Philharmonie Aue als Salonorchester sozusagen mit Verve herrliche, oft gerade für hier neu arrangierte Musik aus lfd. Produktionen wie „Der reichste Mann der Welt“, „Das Wirtshaus im Spessart“,
„Fallstaff“ (Balfé), „Singing in the rain“ oder „Liebesbriefe nach Ladenschluss“. Das Ensemble mit den Solisten Madelaine Vogt, der neue Altistin Frau Rüssel, Bridget Brothers und den ChorsolistInnen sowie den Herren Richard Glöckner, Jason-Nandor Tomory, László Varga füllte nicht nur zwei Säle stimmlich, sondern spielten und tanzten Raum greifend. Auch zwei Tanzpaare waren integriert und durch häufige Kostümwechsel war das reichhaltige Programm farb- und abwechslungsreich. Als  sich ständig anfrotzelde Moderatoren agierten Udo Prucha, auch in Szenen als Heinz Erhardt, und unser spezieller „Frosch“ - Leander der Marel mit persönlichen gefärbten Anektoden zur Freude des Publikums.

„Alles Walzer“ wurde nicht kolportiert, aber die Tanzpaare des Programms animierten das Publikum aufs Parkett und dem wurde mit Spaß am wehenden Kleid und dem bewegten Körper entsprochen. Wo kann man noch so zu perfekter LIVE-Orchestermusik tanzen?! Die im Preis erhöhten Tickets haben sich schon alleine deshalb gelohnt. Das Salonorchester spielte bekannte und weniger im Ohr platzierte Walzer aus „My fair Lady“, den „Traumwalzer“ von Carl Millocker, Zeller-Walzer aus dem „Obersteiger“, -den wir zur Erzgebirgs-Operette erkoren hatten, berühmte Klänge aus dem „Vogelhändler“ sowie weiteres von Leo Fall, Strauss  und Ziehrer. Kaum jemanden hielts auf den Stühlen. Und so soll´s bei einem richtigen Ball ja sein.

Zwischen den Programmteilen wurde ein Viergangmenü vom Cateringservice Stahlmann wohl dosiert serviert: Ein schmackhafter Vorspeisengruß aus der Küche, Kürbiscremsüppchen, Kalbsrollen auf Risotto und weißes Schokomouse gaben eine ordentliche Trinkgrundlage. Etwas Luft nach oben bei der Konsistenz und der Präsentation hat das Unternehmen aber noch, auch wenn man weiß wie schwierig ein warmes Catering zu machen ist. (Der Wiener Opernball hält sich aus so was Kompliziertem raus und biete nur Häppchen bei mindestens zehnfachem Eintrittspreis. Dort zahlt man halt das Haus und das Schaulaufen mit! Und dann sollen´s doch an die Wirschtlbudn gegenüber gehn!) Begleitet von sehr leiser Musik aus der Konserve fand der Schmaus statt. Fände sich doch zukünftig noch ein Spieler an unserem alten Blüthner Flügel für die Tafelmusik!

Endlich hatten die fleißigen Theaterleute Ruhe, da begann gegen 23.30 Uhr die Tanzkapelle Dance Apart mit ihren gepflegten Gesellschaftstänzen, Slow Fox, Quickstep, Langsamer Walzer, Tscha-tscha-tscha, Rumba, Tango.... Und genau da  hatte man den Eindruck, dass mindestens die Hälfte aller Ballgäste richtige Tanzfans sind und die Gelegenheit genussvoll nutzten. Die BODEGA am Ende des kleinen Saales füllte sich immer mehr für Coctails mit oder ohne Alkohol. Den berühmten „Nikolaschka“ gab´s nicht mehr, aber die Mähr war noch im Raume.

Dank an alle, die das Event ermöglichten, die geschmackvolle bildnerische Ausstattung und bezaubernde Lichtregie, die Tonmeister, die Mitarbeiter des Erzhammers, die noch bis Früh die Tische neu eindeckten und wohl Gläser polierten, die Bedienungen. Weiter so dann gelingt´s immer perfekter und übrigens: Theater- und Opernbälle lassen sich gewinnbringend auch exportieren!

Die Devise „Nach dem Theaterball ist vor dem Theaterball“ bedeutet: Er findet am 3./4. November 2023 statt. Sie tun´s also wieder, herrlich! Das wurde sogar ins Mikrophon geflüstert.

Eveline Figura

Kartenvorbestellungen unter: Tel.:03733-1407 131,
service@erzgebirgische.theater