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Dezember 2023



Annaberg: Sprühendes, klingendes Weihnachts-Theater

Zwei Weihnachtsmärchen, eine Weihnachtsoper und ein mit reichen Klängen jubelndes Weihnachtskonzert in Annaberg: "Die Töpfchenhexe", "Die Schneekönigin" und "Weihnachtsklänge".

Das Ensemble des Eduard-von-Winterstein-Theaters bleibt sich treu wie schon seit vielen Jahrzehnten: Weihnachtszeit ist Märchenzeit. Aus dem übervollen Schatz der bekannten romantischen Märchen wurde aber nur zum Teil geschöpft. So wurde die unverzichtbare
Märchenoper von Engelbert Humperdinck „Hänsel und Gretel“ aus der vergangenen Spielzeit wieder auf den Spielplan geholt, mit umbesetzten Rollen, denn das Hausensemble ist ja in Bewegung. So singt die dramatische Sopranistin Bettina Grothkopf heuer die Hexe und Jinsei Park den voluminösen Vater.

Märchen zu Weihnachten: Die Töpfchenhexe

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Alle Fotos: Dirk Rückschloß(Pixore/Theater Annaberg

Die Märchenneuinszenierung 2023 „Die Töpfchenhexe“ ist eine dramatische Eigenfassung von Jasmin Sarah Zamani, Oberspielleiterin Schauspiel am Hause, nach Geschichten von Vera Ruoff (geb. 1939 in Berlin). In einem knallbunten Bühnenbild (Aylin Kaip), den Wald mit Mond vorstellend, bewegt sich eine Hexenhaus in Form eines Töpfchens. Die hübsche, lustige Töpfchenhexe (Anna Bittner) wohnt da mit 99 gesammelten Töpfchen und ihrem verfressenen Kater (Benedikt Friedrich - in zwei weiteren Rollen). Das hundertste Töpfchen sticht ihr in Lehrers Haus ins Auge, dass sie mit Hilfe des Zauberers Suseldrus (Marvin Thiede) erstehlen will.

Auf ganz liebe Weise fällt es ihr jedoch in die Hände als sie den traurigen Lehrerssohn Fridolin von Tintenflecken freizaubert, die er bei  sich am Füller seines Vaters zugezogen hat. Aufgepeppt wird die Handlung von zwei Räubern (Marvin Thiede und Gisa Kümmerling), die in exorbitantem Spiel Omas Erspartes stehlen wollen, was natürlich verhindert wird. Da die Handlung insgesamt, verglichen mit romantischen Märchenvorlagen, sehr harmlos daher kommt, liegt der Reiz der Aufführung in der drastischen Darstellung der einzelnen Figuren.

Anna Bittner ist die reizende Spielemacherin, der Zauberer mit wattiger Barttracht hat Marvin Thiede nicht allzu viele Aufgaben gestellt. Die bekommt er erst als ungeschickter Räuber neben der dominanten Gisa Kümmerling, die als Räuberhauptfrau körperliche und gestische Höchstleistung bietet. Benedikt Friedrich gelingt in allen seinen drei Rollen, größtmögliche Unterschiedlichkeit: Als verfressener Kater trotzdem charmant, als Polizist steif und linkisch und als Lehrerssohn bedauernswert sensibel.

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Frau Zamani als Rollenschreiberin hat als Regisseurin auf artgerechte Umsetzung wertgelegt und mit ihren Kostümentwürfen charakterisierend witzige Akzente gesetzt. Die Oma (Mira Sanjana Sharma) spielt nicht nur ein skurriles, altbewegtes Frauenzimmer, sondern sieht ausnehmend toll dabei aus. Die Kinder klatschten zum Abschiedslied der Hexe und ihrer Freunde kräftig und begeistert mit. Das Lied hätte schon vorher mal anklingen können, dann wär´s am Ende mitgesungen worden. Die musikalische Leitung, Auswahl und Ausführung lag bei  der Repetitorin Peggy Einfeldt, die als Eule kommentierende Laute hinterm Klavier gab und überhaupt schon öfters als talentierte Mitspielerin auffiel.

Weitere Vorstellungen: 26./28./30.12., 10 Uhr; 29.12. 11 Uhr; 07.01.2024, 15 Uhr, weitere Termine im Januar
Infos auf der Webseite des Theaters Annaberg


Märchen zu Weihnachten: Die Schneekönigin

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Am Dienstag, dem 19. Dezember 2023, gingen Darsteller nicht schon mal in verdienten Weihnachtsurlaub, nein. Die Theaterleute haben, wie im Sommer auf der Freilichtbühne, auch um Weihnachten/Neujahr eine besonders intensive, ja anstrengende Proben- und Aufführungsdichte. Also, an besagtem Dienstag, fand die Premiere „Die Schneekönigin“ statt. Asia Schreiter, Theaterpädagogin, die auch die Dramaturgie zur Töpfchenhexe verantwortete, hat sich eine besonders reizvolle Fassung des Hans-Christian-Andersen-Klassikers einfallen lassen.

Drei gestandene Musiker, nämlich Markus Teichert, Schauspielrepetitor und oft genug schon Komponist von Band-Musiken für Musicals, am Klavier;  Friedhelm Peters, Harfe;  Leila Börner, Fagott und Kontrafagott, spielten nicht nur ihre Instrumente effektvoll, sondern agierten gleich als Handlungs treibende 4er-Räuberband mit Asia Schreiter dazu und in andere Rollen. Teichert als Krähe, als Frau Börner als Gartenbesitzerin.

Gerda und Kai sowie die Schneekönigin traten als Handpuppen auf, die von den Darstellern bewegt wurden. Ebenfalls bewegt die Bühne, denn die Kulissen für die Puppenszenen (Bühne und Puppenbau: Amanda Werheid) wurden ebenfalls von den Darsteller-Musikern und Asia Schreiter aufgestellt, auf- und abgebaut. Dazu die Geschichte erzählt und gestaltet. In einer Stunde und 15 Minuten erschufen die Darsteller eine Welt, die man zu kennen meinte und doch viele neue Details an Handlung und Erkenntnissen beinhaltete.

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Das Haus voller Kinder mit übersprudelnder Erwartungshaltung im großen Saal und entsprechender Geräuschkulisse wurde zu Räubersport animiert, der am Ende nochmal abgerufen wurde. Dazwischen aber herrschte konzentrierte Aufmerksamkeit, nur unterbrochen von Beifallsbekundungen für besonders gelungene und lustige Einfälle, deren es viele gab.Welch schlummernde Talente auf der Bühne von Mitarbeitern, die sonst im Hintergrund ihre niveauvolle Arbeit tun. Auch für die anderen, Martin Scherm-Ausstattungsleitung, für die Beleuchtung, die Werkstätten, Malsaal und, und - gilt das große Bravo mit Gastspiel-Aussichten?

Weitere Vorstellungen: 27.12., 10 Uhr; 16.01.2024, 10 Uhr; 27.01.2024, 16 Uhr; 04.02.2024, 15 Uhr
Infos auf der
Webseite des Theaters Annaberg
 

Musik zu Weihnachten: Weihnachtsklänge

Ohne Zweifel ist das jährliche Weihnachtskonzert, das „Weihnachtsklänge“ genannte 4. Konzert der Erzgebirgischen Philharmonie Aue, einer der musikalischen Höhepunkte des reichen Konzertgeschehens am Theater, am 18. und 19.12.2023; am 26.12.2023, 19.30 Uhr  in der St. Nikolaikirche in Aue.

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Der 1. Kapellmeister des Orchesters, Dieter Klug (Foto), hatte wieder ein überraschend vielseitiges Programm  zusammengestellt mit Kompositionen aus vielen Musikepochen und -stilen. So schön und prunkvoll Kompositionen aus dem „Nussknacker“ von Tschaikowkskij anzuhören sind, verlangt doch das aufgeschlossene Ohr nach Unbekanntem oder Ungewöhnlichem. Und so war´s auch. Werke von Jan Dismas Zelenka (1679- 1745), böhmischer Barockkomponist aus Prag und am Dresdener Hof geschätzt, wurde zum glänzenden Auftakt mit seiner Ouvertüre-Suite F-Dur für 2 Oboen, Streicher und Basso continuo.  „En Vintersaga“ op.18 von Lars-Erik Larsson (1908-1986) erinnerte in Stil und Geste entfernt an Peer Gynt, entbehrte gänzlich aber schräger Neutönerschaft. Winterharmonie zum Genießen. Michael Haydn (1737-1806), der congeniale Bruder Josef Haydns, erklang mit  Vivace assai, Rondo und Presto aus der Sinfonie 32 D-Dur in seiner oft weniger beachteten Meisterschaft als würdiger Vertreter der Wiener Klassik. Besonders akzentuiert das Bläserensemble.

Nach der Pause war Ottorino Respighi (1879-1936) die große Überraschung. „Antiche danze ed arie per liuto“ offenbarte wieder entdeckte Renaissancekompositionen aus dem 16. Jahrhundert. Darunter eine Gagliarda von 1550 von Vincenzo Galilei, dem Vater Galileo Galileis. Die späte Romantik, zu der man Respighi wohl rechnen darf , war eine produktive Phase der Rückbesinnung auf  jeweils nationale Leistungen in Literatur, bildender Kunst und v.a. in der Musik. Welche Wohlklänge in den Instrumentengruppen; besonders traten die Celli ins Licht, weil viele dieser Kompositionen wohl einst für Laute geschrieben waren. Aber auch Kirchenliedhaftes klang an, da gerade in Italien weltliche, volkstümliche, Klänge noch nicht so weit von der kirchlichen Tradition entfernt waren. Der volltönende Abschluss des Konzerts war dramaturgisch natürlich das volle Orchester: Alexander Mackenzie (1847-1935) komponierte die Oper „ The Cricket on the Hearth“, deren zu hörende Ouvertüre wohl die geschlossene Zusammenfassung des Werkes wurde.

Britisches Temperament in der Musik kann man alljährlich in der Carnegie Hall, bei der Last Night of the Proms erleben. Temperament, Klangfülle, Effekte wie mit dem Instrument der „Grille“ und Spielfreude des Orchesters begeisterten die Zuschauer auch im Weihnachtskonzert bei uns. Dieter Klug dirigierte  mit sichtlicher Freude und gewohnter Präzision die Erzgebirgische Philharmonie Aue. Das vielbeschäftigte Orchester probt indes bereits für die  Neujahrskonzerte an verschiedenen Orten des Erzgebirges. Der emotionale Höhepunkt des Konzertes war wieder einmal das gemeinsame Singen von erzgebirgischen Weihnachtsliedern und den Klassikern „Herbei, oh ihr Gläubigen“ und „Oh, du fröhliche“. Dieter Klugs Orchesterarrangements beflügelten sogar Zuhörer, die sonst wohl seltener zum Singen kommen. Allerdings klangen auch die arzgebirgschen Texte manchmal etwas dünn. Übung macht den Meister. Frohe Weihnacht allen Lesern des Annaberger Wochenblattes und ein friedliches und glückliches neues Jahr 2024.

Infos zum Neujahrskonzert

Text: Eveline Schicker-Figura, Fotos: Dirk Rückschloß(Pixore/Theater Annaberg