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November 2024




Kulturhauptstadt Chemnitz 2025: Für immer mitten in Europa

jjacob mueller tu chemnitz (Andere)

TU Chemnitz/Collage: Jacob Müller

Die mit großem Jubel aufgenommene Botschaft, dass Chemnitz ab 2025 Europäische Kulturhauptstadt, neben Nova Gorica in Slowenien und Görz/Goriziain in Italien, wird, hatte schon länger Fahrt aufgenommen und nun wurde dazu ein fulminantes Programm mit über tausend Veranstaltungen präsentiert. Das zwischenzeitliche Karl-Marx Stadt mit seinem monumentalen „Schädel“ sieht sich als „osteuropäische Stadt in einem westeuropäischen Land“ mit „Respekt, Toleranz und Solidarität zu den Nachbarn“.

Dazu ist die Stadt Ergebnis der historischen Einbettung ins südliche Umland, das Erzgebirge, der
UNESCO-Welterbe Montanregion Erzgebirge, einschließlich seiner böhmischen Teile. Da kann ja nichts mehr schiefgehen, denken viele und freuen sich auf mannigfaltige Events, Brot und Spiele. Aber Chemnitz hat nach dem Freudentaumel der politischen Wende viel, ja sehr viel Potential verloren. Großbetriebe der Textilindustrie, des Maschienenbaus, Zulieferer mussten dicht machen, weil der Westen für den unrentablen Osten mitproduzierte und die Gewinne vereinnahmte, dann Arbeitslosigkeit, Wegzug, schließlich Flüchtlingsboom und rechter Terror auf den Straßen mit Medienrummel.

Aus dieser Gasse muss die einstige Arbeitertstadt Sachsens raus; an der Autobahn nennt sich das „Stadt der Moderne“, obwohl sogar einst Residenz der Sächsischen Herzöge, heute am Schlossberg, tollen Museen der Moderne und Archäologie im ehemaligen Schotten-Warenhaus, dazu Opernhaus, Theater und mehr. Der Witz über sächsische Städte lautet sinngemäß: Was in Chemnitz erarbeitet wurde, wird in Leipzig verhandelt und in Dresden verprasst! Das Umland blieb in der Wahrnehmung irgendwie außen vor und ist eigentlich verantwortlich für ehemaligen und heutigen Glanz der Residenz- und Landeshauptstadt Dresden, ihre Schatzkammern und Galerien. Im Erzgebirge haben gigantische Silberfunde vor Jahrhunderten das Kapital dafür geliefert, mehrere kreative Strukturwandel danach das Handwerk bis heute beflügelt und die Manufakturen für die Textilindustrie inspiriert.

Und auch nach der Wende bis heute sind zahlreiche mittelständische und Handwerksbetriebe entstanden, die die Basis für Wirtschaftswachstum und Beschäftigung darstellen in einem eng besiedelten deutschen Landstrich. Quasi hinter jedem Berg oder Hügel tat sich was. Das wurde vor 10 Jahren, oh Gott wie die Zeit vergeht, mit dem Welterbetitel der UNESCO geehrt und hat zum Ansteigen des Tourismus dort beigetragen. Aber es wird noch nicht in dem Maße wie andere derartige Destinationen in der Welt und Deutschland wahrgenommen, denn die eigenen Westdeutschen z.B. kommen zu punktuell. Man schmort lieber im eigenen Saft, musste sich nach 1990 ja auch nicht so bewegen, den Ruhrpott mal ausgenommen.

Das Erzgebirge, diesseits und jenseites der Grenze zu Tschechien mit seinen ca. 20 wichtigen Orten der Montanregion Erzgebirge - für alle Montanexperten eine historische Sensation. Dazu wunderschön mit herrlichen Bergstädten, Freiberg mit seiner Begakademie, dem Dom mit Silbermannorgeln und dem Schloss mit Gesteinssammlungen, dann Annaberg-Buchholz mit der Altstadt, St. Annenkirche und Bergkirche und befahrbaren Berg- und Hammerwerken, Schneeberg, St. Georgestadt, uv.a. und Joachimov u.a. auf tschechischer Seite. In Marienberg mit dem großen Renaissance-Marktplatz wurde gerade der Grundstein gelegt für ein Info- und Besucherzentrum zum Welterbetitel gelegt und andere sollen in den Berstädten folgen. Längst fällig, aber alles geht im Osten etwas langsamer.

Das Kapital ist eben knapper und die Aufmerksamkeit der (westlichen) Politiker auch; da ändert auch ein „Ostbeauftragter“ für die neuen Bundesländer (die eigentlich die älteste deutsche Geschichte aufweisen) nicht allzu viel. Aber freuen darf man sich schon auf 2025 und in und um Chemnitz mitfeiern, dass die „blühenden deutschen Landschaften“ sich in mehr Gesichtern widerspiegeln und in einem wieder stärkeren Stolz, in einem wunderschönem, demokratischen Land mitten in Europa zu leben.

Eveline Figura

Programme ab 18. Januar 2025
www.chemnitz2025.de

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