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Holz unterm Messer

Rückschau auf die 20. Erzgebirgischen Schnitzertage in Annaberg-Buchholz

Annaberg-Buchholz kommt aus den Schnitzhöhepunkten gar nicht mehr heraus. Gerade ausgeklungen war die mit über 6.000 Besuchern in drei Wochen sehr erfolgreiche Ausstellung „Schnitzerland Erzgebirge” und schon treffen sich die Mitglieder von mehr als 30 Schnitzervereinen am vergangenen Wochenende in beiden Sälen des Haus des Gastes „Erzhammer”, um ihren Leistungsstand in Aktion zu präsentieren.

Vom Werden und Wachsen. Die Evolution des geschnitzten Bergmannes.

Insgesamt 154 aktive Volkskünstler mit erfreulich sichtbar aktivem Nachwuchs arbeiteten an ihren Figuren, Reliefs, Spanbäumen, Tierfiguren, Pyramiden, Bergwerken, Leuchtern oder Lichterengeln. Frau Dr. Gabriele Lorenz, die Leiterin des Hauses, begrüßte die zahlreichen Teilnehmer und Zuschauer mit dem traditionellen Wunsch-Gruß der Bergleute„Glück auf!” und konnte sich über stetig wachsendes Interesse an diesem typischen Kulturhandwerk des Erzgebirges freuen. Sie dankte ausdrücklich, wie auch die Oberbürgermeisterin Frau Barbara Klepsch in ihrer Begrüßungsansprache, der ehemaligen Leiterin des „Erzhammers, Frau Hannelore Staub, für deren jahrzehntelanges Wirken, von dem aus sowohl nunmehr die 20. Schnitzer- wie auch schon zum 23. Mal die Klöppeltage als überregional wahrgenommene Veranstaltungen einst ins Leben gerufen worden waren.

Oberbürgermeisterin Klepsch krönt die neue Klöppelkönigin

Die Oberbürgermeisterin der Erzgebirgshauptstadt weiß um die Freude an diesem Handwerk, wie sie angesichts der Schnitzversuche ihres Ehemannns schmunzelnd berichtete und betonte gleichzeitig, wie wichtig das Bewahren und Weitergeben von Traditionen und Fertigkeiten in Familien und Vereinen heute ist. Umrahmt von den Klängen des Bläserensembles des Bergmusikcorps „Glück Frisch” wurde dann auch noch die neue 6. Klöppelkönigin Maria Müller von der Klöppelmeisterin Manuela Fischer und der OB gekrönt. Dietmar Lang, Vorsitzender des Dachverbandes der Erzgebirschen Schnitzervereine und selbst Holzbildhauermeister, freute sich in seinen Begrüßungsworten über das Niveau und die immer mehr gemeinschaftlichen Ausstellungen von Schnitzervereinen, die sich dadurch gegenseitig anregen und frei von Konkurrenzdenken agierten.

Während der Veranstaltung fanden in den vielen Räumen des Hauses auch interessante Vorträge statt, so von Dietmar Lang zur Geschichte der Annaberger Freiland-Weihnachtspyramiden, die weltweit die ersten waren und heutzutage mit über 400 Unikaten die Erzgebirgstradition in viele Städte und Länder brachten. Im nächsten Jahr, dem 90. Jubiläum der ersten Ortspyramide Annaberg/Frohnau, ist dazu von Dietmar Lang eine Publikation geplant.

Blick in die Schnitzerschule

Hanz-Joachim Schmiedel vom Schnitzverein „Paul Schneider“ und der Leiter der Annaberger Schnitzschule, Ingolf Gleisel, präsentierten ihre soeben fertig gestellte Broschüre über die Meisterwerke des Schnitzers Paul Schneider, dessen 120. Geburtstag man damit würdigte und dessen Namen die Frohnauer Schnitzschule trägt. Am zweiten Tag der Veranstaltung fand neben den Schnitz- und Ausstellungsaktivitäten, der Vortrag von Claus Leichsenring zum „Erzgebirgischen Leuchterbergmann” große Beachtung. Der ausgewiesene Fachmann für die Geschichte der erzgebirgischen Volkskunst wurde für sein vielfältiges Lebenswerk mit dem „Goldenen Schnitzmesser“ ausgezeichnet. Weitere Ehrungen gehen an Sieger im Schnitz-Wettbewerb „Sport und Freizeit” sowie „Der Schnitzer in seiner Werkstatt”, was als Publikumsabstimmung konzipiert wurde.

Für das Publikum ist indes die interaktive Welt im ganzen Haus ein Erlebnis, zu dem den fleißigen Mitarbeitern des „Erzhammer“ besonderer Dank gilt. Die Vielfalt der Exponante und „Schnitz-Handschriften”, die Freude und der Stolz der Beteiligten, ist indes nicht mit Gold aufzuwiegen, auch wenn zwischen einzelnen der zahlreichen Exponate durchaus Unterschiede im Grad der Vervollkommnung sichtbar sind. Deshalb sei an dieser Stelle auf die Angebote der Schnitzschulen, Meisterkurse sowie Klöppel- und Schnitzurlaub-Programme verwiesen, die Einsteigern, Anfängern, aber durchaus auch Fortgeschrittenen Anregungen für Perfektionierung, Spezialisierungen und Themenanreicherungen geben können.

Bei aller Pflege überlieferter Tradition sind auch auf dem Felde des Schnitzerhandwerks Neuheiten, Originalität und ein humorvoller, selbstironischer Blick auf die Menschen „neben mir” gefragt. Gedankenaustausch mit Designern, Malern, Grafikern gäben dem einen oder anderen einen neuen Blick, der dann vom rein handwerklichen Geschick in teilweiser hoher Meisterschaft, dann auch verstärkt zu künstlerischen Ergebnissen führen könnte.

Nicht zuletzt bleibt zu erwähnen, dass in der Männerdomäne Schnitzen auch einige Frauen das Schnitzmesser schwingen, so Corinna Helbig aus Cainsdorf, die schon als Kind den Hang verspürte und vom Großvater in die Schnitzschule gebracht wurde. Auch einige ihrer Arbeiten sind Ergebnis von Lehrgängen, die sie besuchte. Frau Ingrid Süß hat sich auf die Restaurierung und Bemalung spezialisiert. Und die Kinder und Jugendlichen probieren sich - ganz der Jahreszeit gemäß - an Igeln, Häschen oder an Filigranbildern fürs Fenster, was sie der Mutti zum Frauentag schenken. Selbstgemacht bleibt eben selbstgemacht!

Eveline Figura

Publikation/Neuerscheinung: Ingolf Gleisl, Hans-Joachim Schmiedel: Der Schnitzer Paul Schneider, aus seinem Leben und Schaffen, 2012, ISBN: 978-3-00-037504-0. Mehr dazu.

Kursangebote: 5. Spezialschule „Humor und Karikatur” für fortgeschrittenen Schnitzer, 32 Stunden,4 Wochenenden, voraussichtlicher beginn 7./8. 09. 2012, jeweils freitags, 17-21 Uhr und samstags 8-12 Uhr; Schnitzschule „Paul Schneider” im HDG „Erzhammer, Buchholzer Str.2, 09456 Annaberg-Buchholz, Tel.: 03733-425 193

Klöppel- und Schnitzurlaub: Termine unter www.annaberger-buchholz.de/erzhammer.htm, Tel.: 03733-425190

30. Deutscher Klöppelspitzenkongress vom 13. bis 15.04.2012 in Annaberg-Buchholz/Erzhammer

 

 

 

 

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