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Heiligomdlied
„Heiligabendlied“ oder „Dr Weihnachtsheiligobnd“

Zur Geschichte des ältesten Weihnachtsliedes des Erzgebirges und zu den Illustrationen von Rudolf Köselitz

 
Die ursprüngliche Fassung des in erzgebirgischer Mundart aufgeschriebenen Liedes bestand aus 13 Strophen, die Johanne Amalie von Elterlein, geborene Benkert, zugeschrieben werden.
Es wird vermutet, dass der Text um 1799 entstanden ist, als Johanna Amalie 15 Jahre alt war und in der Nähe des Annaberger Marktes (später am heutigen Benkertberg/Wilischtraße 7) wohnte.
Moriz Spieß nennt es ein „Gedicht von verw. Frau v. Elterlein in Schwarzenberg, geb. Benckert aus Annaberg“, doch dürfte es sich bei dieser Fassung eher um eine Niederschrift des Liedes durch diese Frau handeln, die von 1784 bis 1865 lebte. Wahrscheinlich ist das Lied im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts entstanden. Niederschriften ohne Melodie stammt auch noch aus dem Jahre 1856, eine weitere, wohl nur etwas spätere Niederschrift mit Melodie aus einem 1820 begonnenen handgeschriebenen Scheibenberger Liederbuch (vermutlich vor 1844).
Zuerst gedruckt wurde es von Johann Traugott Lindner in seinen “Wanderungen durch die interessantesten Gegenden des sächsischen Obererzgebirges”, Annaberg 1844.
Der Schwarzenberger Finanzbeamte Lindner bemerkt dazu, dass das Lied in Proletarierkreisen des Dorfes Pöhla entstanden sei (in Pöhla wohnte auch Frau v. Elterlein kurzzeitig). Es ist seither in zahlreichen Fassungen und Singweisen überliefen worden. In einer jüngeren Fassung existiert es jetzt auch in Franken.
Im Laufe der Jahrzehnte sind immer weitere Strophen hinzu gedichtet worden.
Ein Großteil dieser Weiterdichtungen wurde niedergeschrieben, so dass das Heiligobndlied heute aus über 150 Strophen besteht.
Rudolf Köselitz - Illustrationen zum Heiligohmdlied der Amalie von Elterlein (Andere)

Im Erzgebirge gilt dieses Lied als das bedeutendste Weihnachtslied überhaupt und zählt, zusammen mit dem “Vugelbeerbaam” von Max Schreyer, zu den wichtigsten Liedern der erzgebirgischen Folklore.

Die Aquarell-Illustrationen zu sieben Strophen des Heiligobndliedes “Dr Weihnachts-Heiligohmd” sind von
Rudolf Köselitz (Foto) um 1909/1910 kurz vor seinem Umzug nach München/Altfreimann bei einem Aufenthalt in Annaberg geschaffen worden.

Der Verlag Zwißer–München hat 1913 eine Postkartenserie dazu heraus gegeben. Ein Reprint davon ist im Verlag Erzgebirgs-Rundschau Annaberg 1999 erschienen. Die hier erstmals veröffentlichte Original-Aquarell-Illustration von sechs weiteren illustrierten Strophen (um 1910) stammen von
Rudolf Köselitz zum Heiligo(h)mdlied der Amalie von Elterlein  (* 27.10.1784 in Annaberg; † 20.11.1865 in Schwarzenberg/Erzgeb.)

Leihgeber dieser Original-Aquarelle  zur Großen Köselitz-Ausstellung im Juli 2012 im Annaberger „Erzhammer“ war Herr Christian Müller aus Königswalde.


Heiligohmdlied

Heit is der heil´ge Ohmd ihr Mäd
kummt rei, mer Gießen Blei.
Lob, laf när glei zr Hannelies
die muß beizeiten rei
(Fritz löf geschwind zur Hanne Christ,
se soll bei Zeiten rei.)

Mer hahm d'n Lächter a'gebrannt;
satt nuf, ihr Mäd, die Pracht.
Do drühm bei euch, is a recht fei,
ihr hot 'ne Sau geschlacht.

Ich hob mer a e Lichtel kört,
ver zwee un zwanzig Pfäng'.
Gi Hanne hui' ä Tüppel rei,
mei Lächter is ze eng.

Kahr, zindt ä Weihrauchkärzel a,
doß a wie Weihnacht riecht;
unn stell's ner of des Scherbel dort,
dos unnern Ufen liegt.

Lott' dorten of der Hühnersteig
do liegt men' Lob sei Blei.
Mahd raffel fei nett sehr dort rüm,
s'ist werd der Krienerts scheu.

Denn's Mannsvulk hat sei Frehd an wos,
sei's a an wos ner will.
Mei Voter hot's an Vugelstell'n,
der Kahr, der hot's an Spiel.

Ich gieß fei erst, wann krieg' ich da?
Saht her en Hommerschmied!
De Karlin lacht, die denkt gewiß,
ich man ihr'n Richter Fried.

Mer ham a sächzähn Butterstoll'n,
su lang wie 'n Ufenbank.
Ihr Mäd, do werd' gefräss'n wär'n,
mer wär'n noch alle krank.

Mer ham a neunerlä gekucht,
a Worscht unn Sauerkraut.
Mei Mutter hot sich o geploocht,
die ale gute Haut.

Fritz brock de Semmelmillich ei,
nasch ader net derfu.
Ihr Ghunge warft kee Raspel nei
in's heilig Ohm'nd Struh.

War gieht den über'n Schwammentupp?!
Nu Lotte ruh'ste nett!
Wart, wenn när weerd der Voter kumm',
do mußt dee gleich ze Bett.

Nä hurcht ner a mohl in Ufentupp,
dos Rumpeln und dos Geig'n.
Na wenn es när nett winseln tut,
denn s'ist bedett's noch Leich'n.

Den heiling' Ohmd um Mitternacht,
do läft statt Wasser Wei.
Wenn ich mich ner nett färchten tat,
ich hult 'n Tupp voll rei.

Denn drühm an Nachbar'sch Wassertrug,
do stieht ä grußer Mäh.
Und war nett rächte Tohzen hat,
dän läßt er gor nett na.

Lob hui derweil ben Hanne Lieb
'n Voter ä Kännel Bier.
'noch, wenn de kümmst,
do singe mer: »Ich freue mich in Dir.«

Ihr Kinner, gieht in's Bett nu nuff,
der Seeger zeigt seh u ens.
Ob mer ä Weihnacht wieder erie'm?
Wie Gutt will, su gescheh's

G.B.S.

 

 

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