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KÄT - Geschichten und Gedichte

Das größte Volksfest Sachsens, die Annaberger Kät, das auf eine Wallfahrt/Prozession und einen Markt zum Trinitatisfest (Dreifaltigeitsfest) vor fast 500 Jahren zurück geht (1520), ist mehrfach bedichtet und beschrieben worden. In der Mundart heißt das Fest Dreifaltigkät oder Dreifaltigkaat, so dass sich bei den sprechfaulen Erzgebirgern nur noch die letzte Silbe „KÄT“ (oder Kaat) für dieses alljährliche Gaudium erhalten hat.
Einige unserer Heimatdichter waren eifrige Kät-Besucher und haben ihr ein paar Verse und auch längere Erinnerungen gewidmet, wie u.a. von Gottfried Grund um 1780, die 1912 von der Heimat-Schriftstellerin Anna Wechsler, oder die Erinnerungen von Max Wenzel aus den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts, jene aus dem Jahr 1964 vom Erzgebirgsoriginal/Erfinder/Kaufmann und Poeten Arthur Schramm, 1930 vom Heimatdichter und Theater-Intendanten Hanns Heinz Kämpff  oder von der Annabergerin Karin Schilling, die in Dresden lebt und deren Verse aus dem Jahre 2012 stammen. - Und immer wieder kommen neue - aber auch alte - Gedichte und Geschichten hinzu.

Wo bleibt Ihr Gedicht oder Ihre Kät-Geschichte?? Senden Sie Ihren Text zur honorarfreien Veröffentlichung an:

redaktion@annaberger.info oder annabergerwochenblatt@gmail.com

Übrigens gut zu wissen: Die KÄT fand keineswegs jährlich statt. Wenn man die vielen Zwangs-Pausen abrechnet, die durch Kriege, Hungersnöte, Pest und Naturkatastrophen verursacht wurden, dann hat sie bis heute etwa 420 Mal stattgefunden. So dass also von der 497. KÄT im Jahre 2017 keine Rede sein kann, sondern nur, dass sie seit 497 Jahren existiert - aber eben nicht jährlich...

Die Annaberger Kät um 1800Kät - 1953 (Andere)
Von Johann Gottlieb Grund (1742 Schönberg/b. Görlitz – 1820 Annaberg)

„Hanne Liese, doß d´s ner weßt,
Du giehst zum Suntig mitte
Uf Annabärg, do is ä Fest,
Doß du nör siehst die Sitte.“
Doch de Liese wandte darauf ein:
„´S wird wuhl net viel zu sehe seyn.“

Wemmr in dä Kerche kimmt,
Do giehts glei an ä Blusen,
Sälbst där dos Lied zuerst anstimmt,
Trägt heute Sammethusen.
Und´s Weibsvulk trägt än Heubenstot,
Wie Ruse, wie se Huchzig hot.

Ei ju, das is wunnerschün,
In der schünen Kerchen,
Mär hieret do de Pauken giehn,
De Schüller greyn wie Lerchen,
De Stohdtleuth putzen, denkt an mich,
Zu diesem Fest wie Pfaue sich.

Wenn nu ´s Vulk zusamme is,
Do wärd ´mal schü gesunge!
Der Kanner singt su wunnersüß,
Doß mer de Uhr´n geklunge.
Doch unner äns wird net gelehrt,
Wenn mer su schüne Preding hört.

Olles läst do noch der Stohdt,
Kumt wie in ännen Sprunge,
Sogar vom Knächt und grusen Mod,
Bis uf den Ochsengunge.
Kurz, Gung und Olt, und Gruß und Klä
Will do zuärst beim Fest sey äh.

Is de liebe Kerche aus,
Härt mer gar schräcklich trummeln,
Und Olles läft zum Kerchhuf naus,
Sich do nu auszutummeln.
Do gibt es Kuchen, Sämmeln, Wurst,
Und Brandewei, zu still´n ne Durst.

Al´n Teufel trifft mer dir do ah,
Schnaps, Kirschen und Citrune,
Do seihet mer ännen Bücklingsmah,
Hier ännen mit Melune,
Do schreyn än Bettelleute ah,
Un hier ä Guckekastenmah.

Nu kimmt viel aus der Stohdt,
Erst Nomittig gelofen,
Denn, wer nör Bän am Leibe hot,
Läft naus und thut was kofen;
Verfrißt zum Trinitat´sfest ´s Gäld,
Und säuft su lang dos Zeug nör hält.

Do gieht´s: „Heda! Schänk mir ei.“
Und an ä Tabak puffen,
Glabt´s göß de Wirth´n kä Wasser nei,
Mä wire ganz besuffen.
Die Luft ist duch noch das Beste
Von dan Trinitatisfeste.

Sobald´s will Obend wärden,
Räumt Olles nu den Platz.
Die Mod, die sucht sich än Gefährden,
Der Pusse sucht sich änen Schatz.
Und Olles läft uf´s Gartenhaus,
Und spielt die Nacht dort den Garaus.

Dieses Gedicht stammt vom Kürchnermeister Johann Gottlieb Grund (1742-1820). Der aus der Lausitz stammende und in Annaberg lebende Dichter hat es etwa um 1780 geschrieben. Andere Gedichte von ihm, die sich mit dem städtischen Leben in Annaberg befassen, sind vom damaligen Bürgermeister Karl Friedrich Reiche-Eisenstuck gesammelt und 1816 veröffentlicht worden. Es ist nicht durchweg in der erzgebirgischen Mundart aufgeschrieben, wie sie in Annaberger und Umgebung gesprochen wurde, sondern mit Eigenheiten aus seiner Lausitzer Heimat verwoben. (Quelle: Erzgebirgische Heimatblätter 25/1933)

Kät 6 (Andere)

KÄT-Erinnerung eines alten Mannes aus dem Jahre 1861

Während es in Annaberg am Pfingsttage des Jahres 1861 - es war der 19. Mai - geregnet und geschneit und der ehrsame Bürger unter schützendem Dache in warmer Stube die Ankunft des Frühlings durch die angelaufenen Fensterscheiben entgegengesehen hatte, zogen sich im Laufe der Woche die schwarzen Wolken allmählich auseinander und das Wetter klärte auf. Post nubila Phoebus - in reinstem Azurblau strahlte am Trinitatissonntage der unbewölkte Himmel und von nah und fern zogen vom frühen Morgen an zu allen Toren Annabergs die Wallfahrer des Trinitatisfestes herein.

Wie bescheiden und anspruchslos war nach einer brieflichen Beschreibung dieses Fest fünf Jahrzehnte früher (1808) gewesen! Damals sah man nur einige Buden mit "Fesselkuchen" in der Allee vor dem Eingange zum Gottesacker, daneben die unausbleiblichen Pöklingsmänner mit ihrer weithin duftenden Ware und vor dem Wolkensteiner Tore eine lange Reihe von Blinden, Lahmen, Tauben und Krüppeln. Wie ganz anders sah es 1861 aus!

Man hat früher in Annaberg oft Klage geführt, daß es hier gar kein rechtes Volksfest gäbe. Die Schützenfeste und Schulfeste blieben immer nur auf die Einwohnerschaft Annabergs beschränkt und behielten deshalb nur einen spezifisch lokalen Charakter: vielleicht wäre das Trinitatisfest mit seinen uralten Erinnerungen geeignet, ein solches Volksfest für Annaberg und Umgebung zu werden. Das Trinitatisfest 1861 erinnerte recht lebhaft daran. -
Wie wogte da allenthalben in buntem Gewühle die unzählbare Volksmasse durcheinander! Wir sahen sie in schlichtem, einfachem Gewande, mit unkostbarem Schuhwerk bekleidet, in der vor den Toren noch hergestellten Toilette, mit weiten steifen Krinolinen, mit einem Fracke und stutzenhaftem Nasenklemmer, mit hohen Karossen - wir sahen sie stillvergnügt und laut lärmend, gemütlich zehrend, freundlich scherzend, zechend, tanzend, beschauend. Und was gab es hier nicht alles zu sehen! Viele der aus weiter Ferne schon am Abend vorher hier Eingetroffenen bestiegen am frühen Morgen den Pöhlberg, um ein Bild der ganzen Umgegend mit sich fortzunehmen; andere, denen der Weg da hinauf zu beschwerlich war, wollten wenigstens Annaberg einmal aus der Vogelschau sehen und wählten sich die Aussicht darauf von dem in die weite Ferne hinausstrahlenden Kirchturm. Da ist ferner die schöne Hauptkirche mit ihren fünf kostbaren Altären, mit dem Gemälde von dem jüngeren Cranach (Ehebrecherin), mit ihrem kühnen gotischen Bogenschlag zu besehen; auch die neue katholische Kirche (seit 1844), der breite, regelmäßige Marktplatz mit dem Springbrunnen, die um die Stadt führenden schönen Promenaden, die nobel herausgeputzten Kaufläden, die sonstigen öffentlichen und privaten Gebäude wurden in Augenschein genommen, ehe das Fest noch seinen eigentlichen Anfang nahm.

Da endlich ruft die Hospitalglocke am Mittag zum Gottesdienst. Alles strömt dem weithin bekannten Gottesacker zu, die Kirche würde die Menge der Zuhörer nicht fassen. Es ist ein herrlicher Frühlingstag. Von der zu diesem Zwecke an der Hospitalkirche auswendig nach dem Friedhof zu angebrachten Kanzel spricht der Prediger herab zu der auf den Gräbern und unter dem Schatten der berühmten Linde still zuhörenden Menschenmenge. Alles lauscht den Worten des beredten Sprechers. Ueber den Gräbern lieber Heimgegangener spricht er beim Anblick der aus dem Winterschlafe wiedererwachenden Natur von der stillen Hoffnung, von der untrüglichen Verheißung, daß auch unser sterblicher Leib auferstehen, wieder erwachen werde zu einem schöneren, ewigen Dasein. Aufmerksam hört die zahlreich versammelte Menge den überzeugenden, tröstenden Worten des geliebten Sprechers zu, und wenn dann unter der tönenden Begleitung der Instrumentalmusik aus vielen tausend Stimmen der Gesang der Menge erschallt, wenn so manche Träne schmerzlicher Erinnerung geweint wird, o, wer fühlt sich da nicht emporgetragen zu himmlischer Andacht?Kät 4 (Andere)

Und welches Wogen und seltsames Menschengedränge beginnt nun erst auf und vor dem Gottesacker? Die Gräber und Schwibbögen sind schönstens geschmückt und viele geschmackvolle Denkmäler und sinni9ge Sprüche nahmen die Aufmerksamkeit des Wanderers aus der Ferne in Anspruch. Gewiß, keiner geht an dem Denkmal unserer Klöppelmutter Barbara Uttmann ungerührt vorüber!

Und welches Getümmel, welch' reges Treiben zeigt sich nun außerhalb des Gottesackers? Die Stadt hat in diesem Jahre die Buden der Verkäufer von dem seitherigen Platze oberhalb des Gottesackers hinweg weiter zurück auf den großen und zu diesem Zwecke ganz passenden Exerzierplatz verwiesen. Hier drängt sich nun alles zusammen. Hier gibt's zu sehen, zu kaufen, zu genießen. Es waren diesmal vorhanden drei große Karussells, mehrere Bolzenschießstände, viele Trinkbuden und Stände, die bekannten Fesselkuchen- und Bäckerbuden, Schuhmacher, Mützenmacher und Spielwarenhändler. Auch Schaubuden gab es mehr als sonst. Ein Wachsfigurenkabinett zeigte einige recht hübsche biblische und historische Stücke, daneben sahen wir Experimente aus der natürlichen Magie und weiter oben zeigte man ausgestopfte Vögel und schöne, seltene Käfer. Am meisten nahm jedoch die große, oberhalb der Gottesackermauer aufgestellte Tierbude des Herrn K. Renz die Aufmerksamkeit des Publikums in Anspruch.
Wer sie gesehen hat, alle diese Bewohner der glühendheißen Tropen und der kalten Pole - den gelehrigen Elefanten, die Löwen, Tiger, Pumas, Leoparden, die Pantherkatze, den Jaguar, die Hyänen, Bären, Wölfe, den Eskimohund, das Lama, das gehörnte Nilphau, die Zibethkatze, die Antilope, die zahlreiche Familie der nimmer ruhenden Affen und die Vögel und Schlangen alle, welche hier zum großen Teil merkwürdig gezähmt und dem menschlichen Willen untertänig gemacht sind, er wird es nicht bereuen.
So ist der Tag unter Schwerzen und Genießen, unter Schauen und Bewundern für die Meisten vergangen und mit fröhlichem Herzen, leerer gewordenem Geldbeutel und müden Füßen tritt die zahlreiche Menschenmenge allmählich den Heimweg wieder an, bis es endlich still wird in den Straßen Annabergs.

Aus: Illustriertes Erzgebirgisches Sonntagsblatt, 127. Jahrgang, Nr. 22, 27. Mai 1934
 

Margot F. - Kät um 1940 (Andere)

Es Watter zer Kaat

Von Manfred Pollmer (um 1950)

In Annaberg zer Kaat, ihr Leit,
do regnt´s meitog wie net gescheit.
Un hot´s gergnt der genzen Woch,
regnt´s manichsmol sechs Wochen noch!

Wie´s Watter werd of unnern Flack,
dos wass mer abn net vornewag!
Wie´s Watter werd? Na, giehts ner wag!
D ärgert sich dr Mensch ze Drack!
Noch schlimmer aber, denkt eich när,
wärsch, wenn mol gar kaa Watter wär!


Annebarger Kät-Lied
Von Heimat-Schriftstellerin Anna Wechsler (1862-1922),
gedichtet 1912 und von Alfred Lehmann vertont (Auszug):

Im Arzgebirg, weit imedim, bis nei ins Böhmerland,
do is de Annabarger Kät vu altersher bekannt!
E Volksfast, wie´s kah gresersch gibt, dos is de Kät bestimmt,
un wie e Wallfahrt nimmt sichs aus, wenn´s Volk gezuung kimmt!
Ja, wenn de Maibaam blühn, wenn de Maibaam blühn, is Annebarger Kät,
do freet sich Alt, do freet sich Gung, free´n Bossen siech un Maad!
Worüm? Dos wissen se salbescht net, fr alte Zimmt jeds Gahr,
´sis ner, daß mr de Pfeng lus werd un in Gewärg miet war!
 

Kät- ohne Tradition

Ich gehe jedes Jahr auf diese Kät,
aber langsam wird sie mir zu blöd.
Nur noch Krach und Rummdibumm,
das macht den Klügsten mehr als dumm.

Kein Festzelt und kein Hypodrom,
Bratwurschglöckl war auch schon
vor vielen schönen Jahren
als man noch Kreolin konnt´ fahren.

Heut geht es nur noch um das Geld
auf dieser wertefreien Welt.
Es läuft im altbekannten Stile:
Die Kät ist nichts als Brot und Spiele.

Ein Ventil für die Proleten,
die dann ihre letzten Kröten
im Krach und Lichterblinken
verspielen und vertrinken.

Doch wer mag es noch das Fest,
wo von Dreifaltigkeit der Rest
ist nicht mehr zu entdecken?
Stattdessen Rummel voller Schrecken.

Herzog Georg steig hernieder
und schau doch mal auf diese Brüder
die deinem gutgemeinten Fest
jährlich verpassen ihm den Rest.

Ich geh auch dieses Jahr zur Kät,
obwohl sie mir wieder viel zu blöd.
Auch wenn man mich jetzt richtet:
Egal, - Tradition verpflichtet!

Bernd L.


Auch im Buchholzer Nationallied kommt die KÄT vor:

Das Buchholzer Nationallied

In Buchholz da is es schie,
do ka mer Booden gieh.
Denn gleich nabn Stangewald,
do is de Boodanstalt.
Un war net schwimme kah,
hält an der Stang sich ah.
Un drübn im weißen Sand
Sitzt allerhand:
De Wätätä!
(Dieser Buchholzer Schlachtruf ist immer vor dem Refrain auszustoßen!)

Refrain:

Dr Astel Paul, dr Augustin,
de Kokusnuß, dr Zacherlin,
dr Wicht, dr Pui, dr Kaden Schütz,
de Baumel un dr Andelfritz,
dr Hübner Thet, de Schmidel Pfeif,
dr Wolf Max un dr Schneider Helm,
de Schleich, dr Aff, dr Fröhner Otto –
die warn a mit do!
 
Vor mehrern Gahrn konnt mer hie
Ins Waldtheater gieh.
Do fraat sich Gruß un Klaa,
ne Tell sich ahzesah.
Dos war ä schienes Stück,
doch hatten se kä Glück,
denn als Statisten konnten se dort sah:
Refrain:

Hot mer´s Theater satt,
giehts in de öbre Stadt.
Mer fährt dann mit dr Bahn
vom Bayrschen Bahnhuf an.
Nu giehts de Kühwad hie,
dr Zug blebt plötzlich stieh.
Beim Engert Gustav nei,
do rammelt glei:
Refrain:

Un nu zu guter letzt
giehts off´n Kirchhof jetzt,
do muß ne Hochzich sei,
Sperrguschn stelln sich ei.
Es fängt zu Lauten ah,
un an denn Brautzug dann,
do schließt sich an:
Refrain:Kät 9 (Andere)


In Annebarg zur Kath,
do giehts vu früh bis spat,
do zieht sich alles hie,
es wird gesumpft bis früh.
Na, kommen sie mal ran,
hier sitzt ne Riesendam
un drübn im Hypodrom
da reiten schon:
Refrain:



Druhm rümm in Wiesenthol,
da sei de Leit wie toll.
Un of dann Fichtelbarg,
do is ä gruß Gewarg,
do fahrn de Sportzüg nauf,
vu Chamtz do unten rauf,
denn heit gibt’s uhm ze sah
gar Vielerla:

Refrain:
Dr Astel Paul, dr Augustin,
de Kokusnuß, dr Zacherlin,
dr Wicht, dr Pui*, dr Kaden Schütz*,
de Baumel un dr Andelfritz*,
dr Hübner Thet, de Schmidel Pfeif,
dr Wolf Max un dr Schneider Helm,
de Schleich, dr Aff, dr Fröhner Otto –
die warn a mit do!


Kät-e Gedanken an eine FreundinKät 10 (Andere)

Hallo, liebe Käte,
hier gibts Fischbuletten ohne Kräte.
Doch möglichst nach der Schlickerbahn;
sonst wirds feucht im Wackel-Kahn.

Mir fehlt das Fischbrotl zum Ditschen,
dafür gibts ne Menge Flittchen,
Doch das Kaspertheater fehlt,
mit dem Seppl, was mich quält.

Lilliputens tolle Schau,
viele Kerle waren blau.
Boxen mit dem stärksten Mann,
Reiten im Zelte, wer das kann.

Hippidrom, mit Bier und Musi,
abends Busseln mit dem Gspusi.
Welsch-Eis hieß das Leckerli,
vollgekleckert, war das schie!

Doch um Achte gings e´Heeme,
mal zu zweet und mal alleene.
Denn der Vater wollte wissen.
wen die Tochter fei könnt küssen.

Auf dr Kät gings lustig zu,
Opa wollte seine Ruh
und setzt´sich ins Bratwurschtglöckl,
Mutter sucht am Schuh den Stöckl.

Der liegt in der Walzerfahrt,
weil se nicht zu bremsen ward.
Doch am Sonnamd krachts am Wald,
Feuerwerker zündeln halt
 
Knaller, Böller und Raketen,
hat de Kät erfasst ein jeden,
der es noch nicht recht geschnallt,
diese Fete ist schön alt.

Heuer 4 hundert 93 Lenze.
Doch sie beibt doch jung in Gänze,
weil von Dörfern und der Stadt
jeder seine Freude hat.

Und so soll es immer sein!
Nostalgischer wäre fein:
Mit Puppen, Reiten, Mann und Weib
und  Dame ohne Unterleib!

Wenn das Wetter macht noch mit,
mittwochs geht Familie Schmidt,
denn da ist Familientag.
Preise heute wen´ger Plag.

Lose kaufen muss noch sein,
Nieten wern schu drinne sein.
Gewinne aus dem Kitschregal,
auf dem Rummel ist´s egal.

Sind nu alle dann k.o.,
Mutter war noch auf dem Klo,
wiss mer dann, was allen klar:
wieder Kät im nächsten Gaar.

Eveline Figura (2012)

Kät - Evi u.a. (Andere)


kät - gedanken
von karin schilling (2012)

ein stück verrücktheit wie grade eben
kann ein gefühl von freisein geben
und sei es nur ein paar sekunden
es gibt doch kraft für viele Stunden
wenn durch die luft wir lachend fliegen
da kann trübsal uns nicht kriegen
unsre gedanken wie der wind
die sehnsucht in den himmel schwingt
so kann uns viel im leben geben
ein stück verrücktheit wie grade eben

Kät 2 (Andere)
Zur 444. Annaberger Kät
Von Arthur Schramm (1964)

Des Erzgebirges schönstes Fest,
Das ist doch unsre Kät,
Die alle fröhlich werden läßt.
Welch Jubel früh und spät.

Vielhundert Jahre ist sie alt
Und bleibt doch immer jung;
Zeigt sich in mancherlei Gestalt,
Ergötzt durch Abwechslung.

Ein Volksfest von besondrer Art,
Die Annaberger Kät,
Hat ihren Rang und Ruf bewahrt,
Sie jung und alt einlädt.

Es wälzt ein dichter Menschenstrom
Sich durch die Reihen hin,
Zur Achterbahn, zum Hippodrom,
Ich selbst bin mittendrin.

Doch muss stets gutes Wetter sein,
Im Regen fällt sie flach,
Sonst sieht sie täglich groß und klein,
Vor Regen schützt ein Dach.

Die einen ziehts zum Bierzelt hin,
Die andern schießen gehen,
Wie vielfältig der Menschen Sinn,
Ist Vielfalt hier zu sehn.

Doch auch Kultur kommt nicht zu kurz,
Gesang, Musik sich paarn,
Macht schnell hier euren Kassensturz,
Wollt gut zur Kät ihr fahrn.

Von weit her kommt das Volk hinzu,
Die Schlange reißt nicht ab,
Das Feuerwerk ist dann der Clou,
Den letzten Schliff ihr gab.

Doch vorher seht euch alles an,
Was hier geboten wird,
Da ist doch wirklich alles dran;
Wer´s nicht glaubt, der sich irrt.

Und Attraktion auf Attraktion
Reiht sich in Reih und Glied,
Der Trink- und Imbißbuden Lohn
Ist, dass er alle zieht.

Das ist die Annaberger Kät,
Ein Schmuckstück unsrer Stadt,
Wenn manche andre Stadt sie hätt,
wie Annaberg sie hat

Ich grüß dich drum mein Annaberg,
Ich grüße froh die Kät,
Und richte stets mein Augenmerk,
Auf dich, Stadt, früh und spät.

Kät 7 (Andere)

Annaberger Kät
Aus der historischen Revue „Annaberg - für Dich“ von Hanns Heinz Kämpff und Bernhard Münch um 1930

Jede Stadt hat ihr Pläsier,
wo das Volk bei Wurst und Bier,
kommt der Sommer erst heran,
sich vergnügen soll und kann.
Vogelwiese, Schützenfest,
so was hat doch jedes Nest!
Doch die grösst´ Spezialität
ist die Annaberger Kät!

Pfeifen, Knarren und Gequiek,
Schreien, Quietschen, auch Musik,
Schmalzgeruch und Würstelduft
füll'n bei Tag und Nacht die Luft.
O wie schön ist solch Geschrei!
Doch wer wohnet nahebei
ist entsetzt und stöhnt und fleht:
O die Annaberger Kät!

Allerlei ist hier zur Stell':
Alle Arten Karussell,
Achter-, Rutsch- und Tunnelbahn,
Hippodrom und Schaukelkahn,
Krinoline, Riesenrad
wird benutzt von Gung und Maad.
Jede Art von Bahn sich dreht
auf der Annaberger Kät!

Wachsfigurenkabinett,
Riesendamen, zierlich, nett,
Zaub'rer und dressierte Hund',
Schauerdramen, grell und bunt.
Zirkus und Theater gar
spielt uns Liliput die Schar.
Das und noch viel mehr ihr seht
auf der Annaberger Kät!

Hast die Sinne du ergötzt,
wird der Magen nun geletzt.
Kaffee, Kuchen, Wein und Bier,
Zucker, Sahne, kaufst du dir.
Saure Gurken, Aal und Eis,
Limonade, kalt und heiß,
dir dort zur Verfügung steht
auf der Annaberger Kät!

Auch dem Glück gibt man die Hand,
spielt um Sessel, Bälle, Tand,
wirft und würfelt, raadst und schießt
um Gewinne, die du siehst.
Doch das schönste Raadsen wär'
ein recht großer Teddybär!
Den hat niemand noch verschmäht,
auf der Annaberger Kät!


Die Kät

Ein Erinnerungsblatt von Max Wenzel (1879 Ehrenfriedersdorf – 1946 Chemnitz)

Ach, die liebe Kät! Denk ich an sie, steigt eine heiße Jugendsehnsucht in mir auf. Wonnige Düfte umschweben mich, und in meinen Ohren klingt es wie Festmusik. Der größte Feinschmecker kann sich der delikatesten Austern nicht mit einer so brünstigen Wonne erinnern, als ich es tue, denk ich der in Essigbrühe getauchten Semmel und des dazwischengeklemmten Fischleins, eines Leibgerichts der Kätfesttage. Was ist das Altendorfer Pfingstschießen, die Dresdner Vogelwiese, die Münchner Oktoberfestwiese gegen die Annaberger KÄT?
Der geneigte Leser wird bereits bemerkt haben, daß es sich nicht um irgend ein Kätchen, sondern um das altberühmte Fest des oberen Erzgebirges handelt. Woher der Name stammt? - Das ist nicht bestimmt festzustellen.
Da das Fest am Tage der Dreifaltigkeit beginnt, glaubt man, daß eine mundartliche Verstümmelung vorliegt, erst sagte man Dreifaltigkät und kürzte schließlich ab in ´Kat´ oder ´Kät´. Andere meinen, die Kät sei das Katharinenfest, wo jede Käth hinläuft, um sich zu vergnügen. Meiner Meinung nach ist die erste Auffassung die richtigere. Das Fest ist ein historisches, es entstammt der katholischen Feier des Trinitatisfestes.
Annaberg - Alter Friedhof 1921 (Andere)

1519 war der Annaberger Friedhof zu einem heiligen Felde geweiht worden. Wo heute das Kreuz steht, hatte man heilige Erde vom Campo santo in Rom ausgestreut. Der Platz wurde das Ziel vieler Wallfahrer, die alljährlich am Trinitatistag, acht Tage nach Pfingsten, an dieser Stelle ihre Andacht zu verrichten wünschten. Wie es noch heute an den besuchten Wallfahrtsorten und -tagen übelich ist, fand in der Umgebung der heilgen Stätte ein Jahrmarkt statt, der mit allerlei Volksbelustigungen verbunden war. Obwohl nun schon 1539, bei Einführung der Reformation, die Wallfahrten gegenstandslos wurden, so behielt man doch einen Gottesdienst auf dem Friedhof bei. Zunächst wurde vom Kreuz aus gepredigt. 1684 erbaute man aber eine Friedhofskirche, der man bezeichnenderweise den Namen ´Trinitatiskirche´ gab. Zur Unterstützung des alten Brauches brachte man an der Außenseite der Kirche eine steinerne Kanzel an, von der aus nun alljährlich am Trinitatissonntage, mittags 12 Uhr, gepredigt wurde. Der Protestantismus hat das Fest zu einem Blumenfest zum Gedächtnis der Toten umgestaltet.
Auf mich hat dieser Gottesdienst immer den tiefsten Eindruck gemacht. Die Menschenmassen drängten sich zwischen den Gräbern. Im Hintergrund die Grufthäuschen der Eisenstucke und anderer alter Annaberger Geschlechter, dazu das Rauschen der altehrwürdigen Friedhofslinde. Ich sehe noch heute die eindrucksvolle Persönlichkeit des alten Kirchenrates Schmidt auf der kleinen Kanzel stehen. Besonders das Textwort seiner Predigt ist mir noch in Erinnerung, es entstammte, glaube ich, dem Jesaias und war für Ort und Gelegenheit wie geschaffen: „Der Herr führte mich auf ein Feld, das voll toter Gebeine lag.“
Die altehrwürdige Feier hat nicht nur ihre gesitliche Bedeutung behalten. Für die weiteste Umgebung nach Sachsen zu und Böhmen hinein bildetet sie die Veranstaltung zu einem beliebten Volksfest...
Das Leben und Treiben ist ungefähr dasselbe geblieben, obgleich die Örtlichkeit mehrfach verändert wurde. Aus der Umgebung des Friedhofs verlegte man den Jahrmarktsrummel zunächst auf den Exerzierplatz an der Geyersdorfer Straße und erst 1868 (Anm. d. Red.: der Beschluss wurde erst 1869 gefasst) nach dem Schützenplatze, wo er heute noch stattfindet.
Kät (Andere)

Uns Jungen war die Kät natürlich eine Angelegenheit von außerordentlicher Wichtigkeit. Schon die ganze Woche vorher fand man sich auf dem Kätplatze ein, um zu sehen, welche Herrlichkeiten man erwarten dürfe. Zuerst traf für gewöhnlich der Zirkus ein. Der Aufbau des Zeltes dauerte einige Tage, und wir Jungen schauten mit verständnisvoller Bewunderung zu. Wie interessant waren die Damen und Herren, die in den Wanderwagen wohnen durften. Mit glühendem Neid wurden deren Kinder betrachtet. Jahrelang war es mein sehnlichster Wunsch, nur einmal einige Tage meinen Wigwam in einem solchen Wagen aufschlagen zu dürfen. Solche Fahrzeuge kamen nun täglich an, und große Firmenschilder daran ließen ahnen, welche Schätze sie bargen. Mehr und mehr füllte sich der Platz. Die rechte Seite blieb für gewöhnlich einer Reihe von Bretterbuden vorbehalten., die als Schankzelte eingerichtet wurden. Am Sonnabend konnte man dann mit Befriedigung feststellen, daß die ´dosjährige Kät´ die lange Reihe ihrer Vorfahren würdig fortsetzen werde.
Der Himmel schien die Kät auch zu lieben, wenigstens besinne ich mich, daß der erste Sonntag in den meisten Fällen von schönem Wetter gesegnet war. Allerdinsg mochte er auch Veranlassung haben, mit einiger Mißbilligung auf die Festbesucher zu blicken, denn es gehörte zu den Regelmäßigkeiten eines ersten Kätsonntag, daß nachmittags ein Gewitter mit abkühlendem Regenguß auf die Festwiese niederging. Man rettete sich in die Bierbuden oder in die Kneipen der Stadt. In Ermangelung eines Regenschirms zog der weibliche Teil der Festgäste wohl auch den Kleiderrock über den Kopf und ließ mehr oder weniger elegante Unterröcke sehen.
Schon in den Vormittagsstunden kam´s zu allen Straßen hereingeflutet. Dichte Scharen festfroher Wanderer, dazwischen große Mengen Leiterwagen mit Bänken besetzt und mit Birken geschmückt, zwischen denen die hellen Kattunkleider froh herauslachten. In der Unzahl verschiedener Kopfbedeckungen brachten die böhmischen ´Koptücheln´ eine besondere Note. Beim ´Deutschen Haus´, an der ´Sonne´, der ´Gans´ und der ´Drehscheibe´ wurden die Wagen in langen Reihen aufgefahren. Die Insassen zerstreuten sich zunächst in der Stadt, gingen zum Gottesdienst auf den Freidhof oder besahen sich die prachtvolle St. Annenkirche. kätplatz (Andere)
Ich besinne mich noch an den Aufruhr, den es gab, als der Kirchenvorstand die renovierte Kirche den Neugierigen verschlossen hielt. Die Volkseele kochte, man wollte, ausgerechnet zur Kät, auch in der ´Grußen Kerch´ gewesen sein. Am Nachmittag sammelte man sich wieder an den Standquartieren. In den Wagen nam man das Mahl ein, das schon weitem sehr lecker duftete! Aus weißem Papier kam die traditionelle Knoblauchwurst zum Vorschein, von welcher Delikatesse zur Kät geradezu unnatürliche Massen vertilgt wurden. Es herrschte infolge einiger vernichteter Schnäpse auch bereit eine zweckentsprechende Stimmung, die den Besuch des Festplatzes gebieterisch verlangte. Die Annaberger selbst hielten sich am ersten Festtag etwas zurück, sie konnten die Kät die ganze Woche ohne so große Strapazen genießen.
Der Fastplatz liegt wunderschön. Der alte Pöhlberg schaut behaglich auf das muntere Treiben zu seinen Füßen herab, und die Nähe des ´Wäldchens´, des Annaberger Stadtparks, gibt angegriffenen Nerven eine beruhigende Erholungsgelegenheit. Diese hatte man nötig, denn was zur Kät an Geräuschen geleistet wird, ist fabelhaft. Mitgleider des Antilärmvereins hätten sich mit Schaudern von dieser Stätte gewendet. Dutzende von Leierkästen, Drehorgeln wetteiferen mit den Blasorchestern des Zirkus und Hippodroms um den Preis, das meiste Geräusch erzielen zu können. Dazwischen hinein erklangen liebliche Töne der Papierflöten und ´Pfietschen´. So nannte man die aus Gummistoff hergestellten Kugeln oder Würste, die erst aufgeblasen wurden und dann im Zurückgehen zunächst trompetende, zuletzt klagende Laute hören ließen. Verbrecherische Neigungen gewissenloser Erfinder sorgten Jahr für Jahr für ein neues Radau-Instrument. Dann und wann hörte man die Flintenknalle aus den Schießbuden oder die Schläge des Kraftmessers. Auch die menschliche Stimme hat ihren Anteil an dieser Symphonie. Lungenkräftige Ausschreier priesen die Güte und Billigkeit ihrer Waren an, die Sierenestimmen der Schießbudenfeen lockten mit melodischen Tönen: ´Kommen se rüber meine Herren, schießen se mal!´
Vor den Schaubuden suchten Herren mit etwas verblühter Eleganz die staunenden Hörer zu überreden, die noch nie dagewesenen Wunder zu betrachten, die die neidische Leinwand den Neugierigen verbarg. Ebenso unentwirrbar wie das Tönegewoge erschien dem Auge das Gewirr der Farben. Die grelle Pracht der Reitschulen, Karussels und Schaubuden gab den rechten Hintergrund für die Menschenmenge, über deren Köpfe die Ballonhändler ihre roten, grünen, blauen und gelben Kugeln schweben ließen. Wie gern fuhr man mit der ´Russischen Luftschaukel´ in die Höhe hinauf, um einen wirklich amüsanten Überblick zu haben. kätplatz2 (Andere)
Gern ließ man sich von dem Menschenstrom von einer Bude zur anderen treiben. Hier waren in einem Panorama, dem konzentrierten Guckkasten, die furchtbarsten Katastrophen und Vorkommnisse aus allen Teilen der Welt zu sehen.
Es gab da wirklich ganz köstliche Bilder in der Neuruppiner Bilderbogenmanier. Eine bUde zeiget die berühmte Dame ohne Unterleib, welche Attraktion von einem Teil der Neugierigen nicht ohne Mißbilligung betrachtet wurde. Hier konnte man die ich echten siamesischen Zwillinge beschauen, dort waren der größte und der kleinste Mann der Welt ausgestellt. Eine besonders melancholische Drehorgel machte auf das Wachsfigurenkabinett aufmerksam. Eine Wachsfigurengruppe, ein sterbender Krieger, von einer barmeherzigen Schwester betreut, bildete die Reklame. Daneben stand die Wachsfigur eines martialisch aussehenden Mannes, der je nach den Zeitläuften als der populärste Mörder ausgegeben wurde. Der Bilderschmuck der Bude wies beträchtliche Mengen von Blutrot auf und erzeugte jenes gelinde Gruseln, das den Leuten den Beuch der Ausstellung begehrenswert erscheinen ließ. Indianisches oder afrikanisches Geheul ließ erkennen, daß man sich einer Völkerschau näherte. Irgend ein wilder Volksstamm aus dem innersten Afrika sollte zu sehen sein. Und der Ausrufer versicherte mit Emphase: ´Es is nich bloß ein Mann, es sind nich etwa bloß zwei Mann, - nein meine Herrschaften, es is eine ganze Karawane!´ - In Wirklichkeit waren es drei Mann!
Kät 1949 (Andere)

Als ganz besondere Sehenswürdigkeit galt auch ´Undine, das Meermädchen´; man sah da in einem mäßig großen Wasserbottich ein weibliches Wesen einige Schwimmbewegungen ausführen. ´Feordora, die Schlangenjungfrau´ zog ebenfalls viele Menschen an. Um ihren schönen Leib ringelte sich eine mächtige Riesenschlange. Auch andere, blutdürstige Tiere sah man. Allerdings, der Flohzirkus fehlte noch, man hatte es in meiner Jugend noch nicht zur Dressur dieser Raubtiere gebracht. Wer dem Glück die Hand bieten wollte, stellte sich an den ´Ratzbuden´ auf.
Für zehn Pfennige konnte er die fabelhaft unbrauchbarsten und geschmacklosesten Dinge gewinnen. Ebenso waren die Lottobuden Ursache, daß manches stilechte, schöne Bauernstübchen durch ein elendes, kitschiges Farbendruckbild verunstaltet wurde. Einen Orden konnte man sich bei den Lungenprüfern und Kraftmessern verdienen. Stolz und glücklich trugen manche Burschen den kleinen papiernen Goldstern. Lauter Jubel herrschte vor dem Kaspertheater, dem wahrhaft verdienstvollsten Unternehmen der ganzen Festwiese. Ein Stück der Weltliteratur, kein gefeierter Darsteller hatte wohl je solch echten, unverfälschten Jubel geerntet, als der prügelfrohe Kasperle mit seinen Possen.
Außer den wenigen Groschenbuden gab es nur wenige Verkaufsstände. Festhalle (Andere)
Ein edler Mensch ist mir noch in Erinnerung, der ´um sein Geschäft zu heben´, wie er sagte, eine Kollektion von Gegenständen ausbot: eine goldene Uhr mit Kette, einen Fingerring, ein paar Manschettenknöpfe, eine Geldbörse, ein Notizbuch, eine Zigarrenspitze. Für alles das forderte er zunächst 5 Mark, und als das undankbare Publikum von diesem wahrhaft menschenfreundlichen Anerbieten keinen Gebrauch machte, ging er in seiner unendlichen Güte sogar auf 3 Mark runter...
Auch die Nase kam gar nicht schlecht weg auf der Kät. Den Grundton für den anregenden Geruchsakkord bildete der Rasenduft mit dem die anderen Wohlgerüche harmonisch zusammenstimmten. Da gab es Feldbäckereien und Konditoreien, die einen nicht immer angenehmen Fettgeruch verbreiteten. Bei uns Jungen galt es als augemachte Sache, daß dort mit Pferdefett gebacken wurde, und dafür hatte man damals noch wenig Verständnis. Weil wir gerade vom Pferd reden: lieblich dufteten auch die Kessel der Würstel- und Knoblauchwurstverkäufer. Damit wären wir gleich bei den Festtagsspeisen angekommen. Eine Besonderheit des Tages war der sogenannte
´Fesselkuchen´, eigentlich wohl ´Festelkuchen´, ein Gebäck aus Mehl, Sirup und allerhand Gewürzen, ungefähr handgroß, flach und bretzeldürr, aber wirklich ungemein schmackhaft. Die besten kaufte man nicht auf dem Festplatz, sondern beim Bäcker Baumann auf der Kleinen Kirchgasse, und vom Sonntagmittag an standen die Käufer mit ihren Körbchen in Reihen aufgestellt in der Flur des alten Hauses. Daß es an Zuckerzeug und anderen Süßigkeiten nicht fehlte, ist wohl selbstverständlich; besoneren Genuß bereitete der beliebte ´türkische Honig´. Es würde in der Aufzählung der Genüsse etwas fehlen, gedächte ich nicht der Frau Einenkel, der ´alten Einenkeln´, wie wir sie nannten, mit ihrem Fischstand. Die Krone ihrer Speisenkarte waren ´Semmel und Fischl´. Das kostete 2 Pfennige, und bat man recht höflich, so kriegte man es auch noch eingedunkt.Kät Plakat (Andere)
Daß man sich auf der Kät in lustiger Stimmung auch photographieren lassen konnte, sei nur der Vollständigkeit wegen erwähnt. Und auch der zahlreichen Gabenheischenden sei noch gedacht, die sich am Eingang zum Platz aufgestellt hatten. Ein schwerverletzter Berginvalide führte sein ´Bargwark zu Feribarg´ mit großem Erfolg vor.
Die Lustbarkeit setzte sich die ganze Woche fort. Nun hatte das Annaberger Bürgertum den Vortritt. Am Nachmittag waren die Schüler mit ihren blauen und grünen Mützen viel vertreten, die der Damenwelt ausgiebig huldigten und als echte Kavaliere für ihre Schöne einige Fahrten auf dem Karussell bezahlten. Abend kamen dann die Kegel- und ähnliche Klubs auf die Festwiese, wobei es oft recht sehr fidel hergegangen sein soll.
Sehe ich heute irgendwo ein Karussell oder hör´ ich eine Drehorgel, so denk ich an die Annaberger Kät. Ich hab auch schon versucht, mir die Jugendleckerbissen wieder zu beschaffen, hab in den Fischgeschäften Sardinen bester Qualität gekauft – es war nichts. Es fehlte der Rasenduft, die bunten Ballons, die vielen Drehorgeln und  - das Eindunken.

Aus: „Raachermaad – Allerlei aus dem Erzgebirge“, Erzgebirgsverlag, Graser´sche Buchhandlung, Annaberg, 1932

 

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